Eröffnungsveranstaltung, Gürzenich der Stadt Köln

Dienstag, 9. Mai 2000, 10.30 Uhr

Gürzenich der Stadt Köln

(Musikalische Einleitung: Franz Schubert, "Forellenquintett"

Musizierende: Claudia Schwarz, Violine; Albrecht Müller, Viola; Thomas Eversmann, Violoncello; Johannes Esser, Kontrabass; Gerd Guido Hofmann, Klavier)

Dr. Arnold Schüller, Vizepräsident der Ärztekammer Nordrhein:

Meine sehr verehrten Damen! Sehr geehrte Herren! Ich begrüße Sie ganz herzlich zu der Eröffnung unseres 103. Deutschen Ärztetages im Namen der Kammer Nordrhein, des Vorstandes der Ärztekammer Nordrhein und seines Präsidenten und freue mich, dass Sie in so großer Zahl an dieser Veranstaltung teilnehmen, bei dem herrlichen Wetter, mit dem Köln uns hier, wie fast alle Jahre, wieder empfängt.

Das "Forellenquintett", das wir gerade, fantastisch dargeboten, gehört haben, war ein schöner Einstieg in diesen Ärztetag. Es gibt eine Menge zu diskutieren; wir haben einiges auf dem Programm stehen. Ich wünsche mir, dass, wie in diesem Quintett, jede einzelne Stimme zum Tragen kommt, aber am Schluss doch ein harmonisches Ganzes herauskommt, an dem wir unsere Freude haben werden. Ganz besonderen Dank also noch einmal den Musizierenden für diese wirklich professionelle Aufführung. Ich frage mich, wie es ein Pianist wie Herr Hofmann "nebenbei" noch schafft, eine große internistische Praxis zu führen.

(Beifall)

Da er damit offensichtlich noch immer nicht ganz ausgelastet ist, ist er letztes Wochenende zum Präsidenten des Berufsverbandes Deutscher Internisten gewählt worden. Dafür von hier einen herzlichen Glückwunsch!

(Beifall)

Es mag sein, dass Schubert uns Ärzten einiges voraushat, was die Harmonie am Schluss angeht, aber wir werden uns Mühe geben, ihm nachzueifern.

Über Köln möchte ich, obwohl es nicht der erste Ärztetag hier ist, doch etwas ganz persönlicher Art sagen. Ich bin gebürtiger Düsseldorfer, und wenn ich Ihnen sage, dass mir Köln sehr gut gefällt und ich Köln eine sehr attraktive Stadt finde, in der sich immer wieder eine enorme Harmonie von Kultur, Geschichte und modernem Leben zeigt, dann glauben Sie mir das bitte. Was mir besonders am Herzen liegt: Neben den hiesigen allseits bekannten hervorragenden Konzerten, einem sehr guten Opernhaus und über Deutschland hinaus bekannten Museen gibt es hier auch fantastische romanische Kirchen. Es gibt kaum eine Stadt, die in solcher Fülle auf kleinem Raum so schöne romanische Kirchen bietet. Romanische Architektur, speziell Kirchenarchitektur, ist ein Hobby von mir, aber ich würde mir wünschen, dass der eine oder andere Abstecher dorthin führt, bevor man sich bei diesem herrlichen Wetter draußen bei einem kühlen Kölsch erfrischt und die müden Füße etwas ausruht.

Viele Ehrengäste können wir heute hier begrüßen. Ich glaube, ich bräuchte 35 Minuten, um alle zu begrüßen. Das möchte ich Ihnen und mir zuliebe nicht tun.

Wie letztes Jahr in Cottbus freuen wir uns, wieder Frau Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer begrüßen zu dürfen.

(Beifall)

Als Abgeordnete des Deutschen Bundestages begrüße ich die Mitglieder des Bundestagsausschusses Gesundheit, Frau Knoche, Herrn Dr. Bauer, eigentlich Frau Schmidt-Zadel, aber sie ist nicht erschienen, und Herrn Dr. Thomae, den gesundheitspolitischen Sprecher seiner Fraktion. Ich habe bei keinem die Partei erwähnt und werde mir das so kurz vor der Wahl auch verkneifen. Das macht aber nichts, oder? Wir wollen ja über die Sache reden.

(Beifall)

Ein herzliches Willkommen auch dem Bürgermeister der Stadt Köln, Herrn Manfred Wolf! Wir bedanken uns ganz herzlich für die Einladung, in Ihrer Stadt tagen zu dürfen, und für die Einladung zum anschließenden Empfang im Foyer dieses Hauses.

(Beifall)

Für die Landesregierung begrüßen wir in Vertretung von Frau Ministerin Fischer die Staatssekretärin des Ministeriums für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit, Frau Cornelia Prüfer-Storcks.

(Beifall)

Ganz herzlich begrüße ich den Ehrenpräsidenten unserer gastgebenden Kammer, Herrn Professor Bourmer,

(Beifall)

und insbesondere den Ehrenpräsidenten unseres diesjährigen Ärztetages, Herrn Dr. Paul Erwin Odenbach;

(Beifall)

er ist uns bekannt als einer der Pioniere im Marburger Bund und bei der Aufbauarbeit der Kammern in der Bundesärztekammer und auch bei uns.

Besonders freue ich mich, den Ehrenpräsidenten der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages, unseren langjährigen geschätzten Präsidenten Herrn Professor Dr. Dr. Karsten Vilmar begrüßen zu dürfen.

(Beifall)

Was wir jetzt noch vor uns haben, einiges an Arbeit, an Sitzungsprogrammen, das hat er schon hinter sich: der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Ich begrüße Herrn Dr. Richter-Reichhelm in unseren Reihen.

(Beifall)

Ein herzliches Willkommen allen Vertretern aus- und inländischer Organisationen der Ärzteschaft und des Gesundheitswesens! Insbesondere möchte ich aus diesem Bereich einen Namen nennen, weil er auch auf unserem Ärztetag auftritt, Herrn Dr. Markku Äärimaa, Präsident des Ständigen Ausschusses der Europäischen Ärzte und Generalsekretär der Finnischen Ärzteorganisation. Herzlich willkommen!

(Beifall)

Nicht zuletzt ganz herzlich begrüßen möchte ich den Präsidenten unserer Ärztekammer und den Präsidenten der Bundesärztekammer und dieses Deutschen Ärztetages, Herrn Professor Dr. Jörg-Dietrich Hoppe.

(Beifall)

Ein Thema beschäftigt uns zurzeit vielleicht am meisten: Das ist die weitere Finanzierung unseres Gesundheitswesens. Wir können aber sicherlich das Gesundheitswesen nicht abgetrennt von allem anderen sehen, nur durch die rein ärztliche Brille. Die sozialen Sicherungssysteme in unserer Bundesrepublik Deutschland sind sicher insgesamt bedroht. Das hat mit der demographischen Entwicklung zu tun, und das hat mit der Gründung vor sehr langer Zeit zu tun - jetzt einmal die Pflegeversicherung ausgenommen -, denn die Grundfesten liegen lange Zeit zurück und sind eigentlich noch im bismarckschen System zu suchen. Wir haben eine Entwicklung durchgemacht, vielleicht auch dank der Fortschritte der Medizin, wodurch große Teile der Bevölkerung immer älter werden, damit sicher auch pflegebedürftiger, behandlungsbedürftiger; die Zuwendungsbedürftigkeit hat zugenommen. Die Ansprüche in diesem Bereich sind gestiegen. Sie sind auch immer von uns hochgehalten worden. Ich glaube, wir Ärztinnen und Ärzte haben doch stets versucht, unser Bestes zu geben.

Es kann nun sein, dass unser Bestes nicht mehr bezahlbar ist. Wir haben eine Finanzierungsabhängigkeit von der Lohnquote. Die Lohnquote nimmt immer weiter ab. Das Volk ertrinkt nicht in Armut deswegen, aber unsere Sicherungssysteme verlieren etwas ihre finanzielle Basis. Über diese Problematik werden wir uns jetzt und weit über den Ärztetag hinaus immer wieder unterhalten müssen. Wir werden immer wieder den Dialog mit der Politik suchen müssen. Wir werden die Politik auffordern müssen, mit uns zusammen und zum Teil auch allein Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Wir versprechen Ihnen, dass wir dabei mithelfen, dass wir uns Mühe geben, aber wir müssen auch noch die Chance dazu haben.

In den letzten Jahren hat sich ein, nennen wir es ruhig einmal: Preisgefüge entwickelt, das schon zu denken gibt. In den Krankenhäusern fehlt es an Geld. Zuerst hat man gesagt, die Häuser können nicht mehr instand gehalten werden, dann, es können keine neuen Apparaturen mehr angeschafft werden. Inzwischen geht es auch schon um Stellenkürzungen und es geht sogar, wie unser Präsident neulich in einem Interview sagte, demnächst wohl so weit, dass wir nicht mehr genügend Fachärzte für den ambulanten Sektor nachbilden können.

Das gibt uns natürlich zu denken. Ob Sie es uns glauben oder nicht: Wir sind sehr an einer hohen Qualität unserer Berufsausübung interessiert. Denn mit der hohen Qualität unserer Berufsausübung steht und fällt auch unser Berufsstand. Daran möchte ich keinen Zweifel lassen: Uns geht es nicht nur ums Geld, sondern uns geht es primär um eine gute Versorgung unserer Patientinnen und Patienten.

(Beifall)

Wir werden uns auf diesem Deutschen Ärztetag zum Beispiel mit der Novellierung und Fortführung der Berufs- und Weiterbildungsordnung befassen. Wir werden uns aber auch über Deutschland hinaus mit der ärztlichen Arbeit und Zusammenarbeit in Europa befassen. Das heißt, wir machen die Hausaufgaben für unseren eigenen Bereich, versuchen aber auch, über den eigenen Bereich hinauszudenken und so für eine, nennen wir es: Konsolidierung und gemeinschaftliche Arbeit und Verwertung unserer Erkenntnisse in Europa zu sorgen.

Wie gesagt: Wir geben uns Mühe, unsere Hausaufgaben zu machen. Wir bitten Sie, sich ebenfalls Mühe zu geben und Ihre Hausaufgaben in unserem Bereich zu machen. Ich hoffe, wir können dabei gut zusammenarbeiten. Ich bin schon gespannt auf das Grußwort von Frau Staatssekretärin Prüfer-Storcks und die Ansprache unserer Bundesgesundheitsministerin.

Vielen Dank.

(Beifall)


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