Top I: Gesundheits- und Sozialpolitik

Dr. Thomas, Westfalen-Lippe:

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Herr Präsident, Sie sagten heute Morgen bei der Eröffnungsveranstaltung, Sie seien gespannt auf die Rede der Gesundheitsministerin. Wir waren ebenso gespannt auf Ihre eigene Rede. Ich muss hier feststellen, Herr Präsident: Sie haben eine starke Rede gehalten!

(Lebhafter Beifall)

Lassen Sie mich auf den heutigen Vormittag mit zwei Bemerkungen eingehen. Es ist tatsächlich ein Skandal, wenn ein Nichtarzt über Indikationen entscheidet, für die ein Erfolgshonorar, das an sich schon unsinnig ist, zur Verfügung stehen soll. Ich widerspreche der Staatssekretärin aus dem hiesigen Ministerium, die das Bestehen dieses Skandals geleugnet hat.

Mein zweiter Punkt: Die Politisierung des Wartezimmers, die der Präsident natürlich in ein ärztliches Gespräch im Sprechzimmer umgewandelt hat, ist selbstverständlich. Es ist selbstverständlich, dass es im Wartezimmer keine Wahlplakate von Parteien gibt. Wir müssen die Patienten aber darüber aufklären, wer denn die Ursache für die Mangelverwaltung darstellt, wer die Ursache für die Rationierung ist, in die wir nicht hineinmarschieren, sondern die es bereits massiv gibt. Es waren zwei Volltreffer, dass wir Ärzte dies thematisieren. Wir können von etwa 120 000 niedergelassenen Ärzten und von etwa 30 Arzt-Patient-Kontakten pro Tag - das ist niedrig angesetzt - ausgehen. Wenn wir pro Arzt nur 10 Prozent der Patienten auf die politische Situation ansprechen, also pro Arzt drei Patienten, dann ergibt sich eine außerordentlich hohe Anzahl solcher Gespräche zwischen Arzt und Patient, die auch der Politik Angst macht.

Der Herr Präsident hat sehr diplomatisch ausgedrückt, was die freien Verbände sehr viel lauter und sehr viel deutlicher artikulieren können. Ich danke Ihnen, Herr Präsident, dass Sie das ganz geschickt formuliert haben.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall)

Prof. Dr. Hoppe, Präsident:

Danke sehr, Herr Thomas. - Jetzt bitte Herr Hagedorn aus Nordrhein.


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