Top I: Gesundheits- und Sozialpolitik

Dr. Zimmer, Saarland:

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte mich den Ausführungen des Kollegen Calles anschließen und die Problematik noch etwas deutlicher darstellen. Wie viele meiner Kollegen an der Basis kann auch ich diese Diskussion um Qualität, Leistung und Patientenrechte nicht mehr hören. Das klingt ja so, als arbeiteten wir in Deutschland auf diesem Sektor auf niedrigstem Niveau! Die Kolleginnen und Kollegen an der Basis erbringen tagtäglich Hochleistungen. Wenn man in der "Welt" den Artikel von Herrn Kieselbach liest - "Kassen wollen erfolgreiche Ärzte belohnen" -, dann stellen sich einem die Haare zu Berge. Dieser Artikel zeugt in weiten Teilen von Unkenntnis und wirkt propagandistisch.

Als Student las ich irgendwann einmal im "Stern", wir Ärzte seien Beutelschneider. Klar, bei 20 bis 25 DM pro Hausbesuch wird man rasch zum Millionär, und die Privatpatienten zahlen die Raten für den EKG-Kredit, damit der Herr Doktor Kosten spart! Ich habe selten so viel Unkenntnis - oder soll ich es Dummheit nennen? - gelesen. Etwas Bildung, Herr Kieselbach, ziert den Menschen!

Zu den Tatsachen: Wir haben in Deutschland das beste und, gemessen am Bruttosozialprodukt, das billigste Gesundheitswesen der Welt. Dank der Hochleistung von uns Ärzten und unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bieten wir High-Quality-Medizin zu Dumpingpreisen. Fragen Sie unsere Landsleute, die im Ausland krank werden. Deren Antwort lautet: nichts wie heim! Fragen Sie die vielen nicht deutschen Patienten, die zur Behandlung ihrer oft schweren Leiden ins gesegnete Land kommen und sich zulasten der Solidargemeinschaft behandeln lassen.

Auch wenn man die Äußerungen von Herrn Rebscher liest, die vor Ignoranz strotzen, stellen sich einem die Haare zu Berge. Herr Rebscher sollte zunächst einmal seinen Selbstbedienungsladen sanieren, bevor er uns Ärzte, vor allem uns Hausärzte, beleidigt, die mit höchstem Engagement dieses Gesundheitswesen aufrechterhalten und mit letztem Einsatz die gesundheitliche Versorgung unserer Bevölkerung sichern. Fallen auch noch diese Hamster aus, die Tag für Tag im Rad laufen, so können Herr Rebscher und unser Gesundheitswesen Konkurs anmelden.

Deshalb, liebe Kolleginnen und Kollegen, sollten wir uns nicht in die Ecke stellen lassen wie ein kleines Kind, sondern wir sollten selbstbewusst unsere Anliegen und die Anliegen unserer Patienten, um die es letztendlich geht, in der Öffentlichkeit vertreten.

Vielen Dank.

(Beifall)

Prof. Dr. Hoppe, Präsident:

Danke sehr. - Als nächster Redner bitte Herr Windhorst aus Westfalen-Lippe.


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