TopIV: Eckpunkte zur Novellierung der (Muster-)Weiterbildungsordnung

Dr. Schagen, Berlin:

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich spreche zu Ihnen auch als jemand, der die Ehre, das Vergnügen und auch die Pflicht hat, im Ausschuss "Ärztliche Weiterbildung", der zur Beratung des Vorstands der Bundesärztekammer und zur Beratung der Ständigen Konferenz ins Leben gerufen wurde und dem Herr Koch vorsitzt, mitzuarbeiten. Es ist selbstverständlich, dass ich, da ich dem Ausschuss angehöre, jedes Wort von Herrn Koch unterstreichen muss und auch unterstreichen möchte. Ich fordere Sie dringend auf, den vom Vorstand vorgelegten Anträgen zuzustimmen.

Ich möchte Ihnen aber auch nicht verschweigen, dass, nachdem wir im letzten Herbst alle Berufsverbände und wissenschaftlichen Fachgesellschaften angehört haben, durch den erst in diesem Frühjahr völlig klar werdenden Beschluss, dass demnächst alles führungsfähig sein soll, eine Reihe von Problemen aufgetaucht sind, über die wir uns auch noch nicht so ganz klar werden konnten. Hier verspreche ich mir aus der folgenden Diskussion eine wesentliche Hilfe.

Wenn, wie es der 100. Deutsche Ärztetag formuliert hat, das Ziel sein soll, zu einer wesentlichen Vereinfachung zu kommen, wenn man erklärt, die Qualität der ärztlichen Berufsausbildung solle sichergestellt werden und dies müsse in verständlicher Form angezeigt werden, dann würde ich sogar noch weiter gehen als Herr Koch und nicht von 130 Bezeichnungen auf 70 heruntergehen, sondern auf nur noch 30 Bezeichnungen. Ich glaube, man könnte damit für den vorgesehenen Zweck auskommen.

Leider ist es nicht so, dass wir Qualifikationsbezeichnungen nur zur Information der Patienten benötigen, sondern die Berufsverbände sagen uns: Wir benötigen Qualifikationsbezeichnungen, die man für ganz andere Zwecke vorzeigen muss. Das gilt nicht zuletzt für die von den KVen geforderten Fachkunden.

Ich frage Sie: Soll denn in Zukunft ein Befähigungsnachweis "Sonographie der Gesichtsweichteile" auf dem Praxisschild stehen und den Patienten informieren? Ich erinnere Sie an die Einführung der Bezeichnung Rettungsmedizin. Meinen Sie wirklich, dass dies eine Bezeichnung ist, die, wenn sie bei einem niedergelassenen Arzt auf dem Praxisschild steht - die Kollegen werden das bei der bestehenden Konkurrenzsituation, die noch größer werden wird, auf das Schild schreiben -, der Information des Patienten dient und ihm hilft, den guten und richtigen Arzt in der ambulanten Versorgung zu finden?

Ich erinnere daran, dass wir die Bezeichnung Klinische Geriatrie ausdrücklich eingeführt haben, weil wir eine Bezeichnung benötigten, die man vorweisen kann, wenn man sich um Chefarztstellen in Rehabilitationskliniken oder ähnlichen Häusern bewerben will. Nur diesem Zweck diente das.

Soll denn nun gemäß einem Antrag, der bereits umgedruckt vorliegt, die Klinische Geriatrie für alle führungsfähig sein?

Hier besteht ein erheblicher Überlegungsbedarf. Ich kann Ihnen im Moment auch nicht sagen, was wir in dieser Hinsicht tun sollen. Ich erhoffe mir aus dem, was Sie sagen, viele Anregungen.

Zum Schluss bitte ich Sie ganz dringend, allen Anträgen, die auf diesem Ärztetag eine bestimmte Bezeichnung einführen wollen oder einen bestimmten Weiterbildungsgang konkreter fassen wollen, ausdrücklich nicht zuzustimmen. Wir brauchen zunächst eine Grundsatzdiskussion; über die Einzelheiten müssen wir uns nach weiteren Anhörungen klar werden. Ich bitte Sie, uns nicht durch einen konkreten Beschluss zu zwingen, schon im nächsten Jahr - wir werden versuchen, das zu tun, aber ich kann Ihnen nicht versprechen, dass uns das in einer solchen Form gelingen wird - Ihrem Anliegen Rechnung zu tragen. Es wäre schön, wenn Sie dem zuständigen Gremium die Möglichkeit beließen, je nach Fortgang der Vorbereitungen eventuell erst auf dem übernächsten Deutschen Ärztetag eine in sich abgestimmte und bessere Weiterbildungsordnung vorzulegen.

Danke schön.

(Beifall)

Prof. Dr. Hoppe, Präsident:

Vielen Dank, Herr Schagen. - Herr Schagen hat - das habe ich zu Beginn der Behandlung dieses Tagesordnungspunkts erklärt - vier Fragen gestellt, die an die Rechtsabteilung gerichtet sind. Es wäre sehr nützlich, diese Fragen jetzt zu beantworten, weil so vielleicht bereits die eine oder andere Unklarheit beseitigt werden kann.

Ich gebe jetzt Frau Wollersheim das Wort. Bitte schön.


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