TopIV: Eckpunkte zur Novellierung der (Muster-)Weiterbildungsordnung

Prof. Dr. Lob, Bayern:

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Koch hat gestern darauf hingewiesen, dass sich die chirurgischen Fächer schon erheblich mit diesen Fragen beschäftigt und viel Arbeit geleistet haben, dass sie Mauern zwischen den einzelnen Fächern eingerissen haben. Ich möchte Ihnen das anhand der "Mutter" Chirurgie darstellen. Die "Mutter" Chirurgie hat in den letzten 100 Jahren viele "Kinder" geboren, sie sorgfältig erzogen und noch wesentlich sorgfältiger gegängelt. Das hat dazu geführt, dass - wie in jeder Familie - die erwachsenen Kinder, die sehr erfolgreich waren, sich von der Familie abgewendet und sich selbstständig gemacht haben. Das erfolgte nicht immer im Konsens. Der letzte Dissens, der zur Separierung der Familie geführt hat, trat auf dem Deutschen Ärztetag 1992 zutage mit den Gebieten Kinderchirurgie, Herzchirurgie und Plastische Chirurgie.

Man kann aus Fehlern auch lernen. Der Leidensdruck innerhalb der Chirurgie ist so groß, dass man sich tatsächlich an einen Tisch gesetzt und überlegt hat, wie man die Zukunft gestalten kann. Es fanden - das können Sie mir glauben - teilweise sehr harte Prozesse statt. Teilweise ist man aufgestanden und gegangen. Darauf will ich jetzt nicht weiter eingehen.

Ich möchte Ihnen anhand der chirurgischen Fächer zeigen, wie ein Modell aussehen könnte. Das ist sicher nichts, was Sie heute hier schon umsetzen müssen. Wir wollen aber weiterdenken und dabei auch Probleme deutlich machen.

Zunächst: Welches sind die chirurgischen Fächer? Das ist heute das Gebiet Chirurgie, der Schwerpunkt Gefäßchirurgie, das Gebiet Herzchirurgie, das Gebiet Kinderchirurgie, das Gebiet Plastische Chirurgie sowie die Schwerpunkte Thorax-, Unfall- und Visceralchirurgie. Es ist schwierig, Schwerpunkte und Gebiete einander zuzuordnen, weil die Gebiete ja völlig abgegrenzt sind. Der Herzchirurg ist von der Chirurgie so weit weg wie der Psychiater von der Chirurgie.

Diese Wiedervereinigung ist durchdacht und dabei stellt die Chirurgie die Basis dar. Für diese Basischirurgie könnten zwei Jahre vorgesehen werden. Innerhalb dieser zwei Jahre müsste ein vorgegebenes Curriculum absolviert werden. Falls gewünscht, kann ich später dazu nähere Ausführungen machen.

Lassen Sie mich zum Schluss auf etwas zu sprechen kommen, was für uns Chirurgen gleich bedeutend ist mit dem Fall der Berliner Mauer für die Politiker: Die Unfallchirurgen und die Orthopäden haben sich zusammengesetzt und sind mit der Zusammenlegung einverstanden, so wie es sich der Ärztetag wünscht.

Prof. Dr. Hoppe, Präsident:

Dieses Thema können wir aufgreifen, wenn wir über den "common trunk" diskutieren.

Prof. Dr. Lob, Bayern:

Lassen Sie mich zum Schluss, Herr Präsident, darauf hinweisen, dass die Repräsentanten aller Verbände die Vorschläge unterschrieben und als Anträge an die Bundesärztekammer geleitet haben. Schlagen Sie uns dieses nicht aus der Hand!

(Beifall)

Prof. Dr. Hoppe, Präsident:

Schönen Dank, Herr Lob. Die Geburt dieses Modells habe ich miterlebt. Das war wirklich ein langer Prozess. Es ist interessant, das noch einmal zu hören. Trotzdem müssen wir auf die Einhaltung der Redezeit achten. Wir können, wie gesagt, unter dem Stichwort "common trunk" darauf zurückkommen, weil diese Philosophie ja von dort stammt.

Als nächster Redner bitte Herr Lummert aus Niedersachsen.


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