TopIV: Eckpunkte zur Novellierung der (Muster-)Weiterbildungsordnung

Dr. Hasselblatt-Diedrich, Hessen:

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Herr Professor Hoppe hat in seinem Grundsatzreferat deutlich dargelegt, dass er einen Facharztmangel befürchtet. Auch wir befürchten dies. Das ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass die FacharztWeiterbildung durch die vielen Komponenten für ein Gebiet außerordentlich schwierig ist. Daher ist es sicher richtig, sich neue Gedanken zu machen und eine Neudefinition für einen Zeitraum von zehn bis 15 Jahren vorzunehmen.

Ein wichtiges Thema auf diesem Ärztetag lautet "Europa". Ich möchte darauf hinweisen: Es gibt einen Antrag, der auf eine dreijährige Spezialisierung hinweist, um die Migrationsfähigkeit herzustellen. Migrationsfähigkeit gibt es auf der Basis der Freizügigkeit zwar auf dem Papier, aber wenn wir ehrlich sind und wenn wir uns informiert haben, wissen wir, dass es beispielsweise in der Chirurgie riesige Unterschiede bei der Weiterbildung zwischen Italien und Deutschland gibt. Dazwischen liegen Welten.

Da wir heute noch nichts Endgültiges beschließen, bitte ich Sie, in die Beratungen des Weiterbildungsausschusses die europäischen Komponenten einzubeziehen, um eine echte Migrationsfähigkeit herzustellen. Ich könnte als Chefärztin einen Chirurgen aus Italien nicht als Oberarzt einstellen, höchstens als Stationsarzt. So sieht die Realität aus.

Es hat sich bereits eine europäische Zertifizierung herausgebildet, die als Zusatzzertifizierung erworben wird. Man sollte in einem gemeinsamen Europa nicht zwei verschiedene Facharztschienen haben.

Noch ein Wort zu dem Antrag von Herrn Lob auf Drucksache IV-13: Dort werden bereits jetzt sehr detaillierte Vorschläge hinsichtlich der Chirurgie gemacht. Hier muss ich leider Vorstandsüberweisung beantragen. Ich war auch auf dem Chirurgentag und habe andere Stimmen gehört. Es ist nicht unproblematisch, wenn man die verschiedenen Gebiete, in die sich aufgrund der medizinischen Entwicklung die Chirurgie hineinentwickelt hat, gleichberechtigt nebeneinander stellt. Das macht außerordentlich große Schwierigkeiten. Ich möchte darauf hinweisen, dass zwei Drittel der Weiterbildung nicht an universitären Einrichtungen erfolgen, sondern in der Peripherie, in den Häusern der Grund- und RegelVersorgung, auch im niedergelassenen Bereich. Da muss es eine Vertretungsmöglichkeit geben. Die verschiedenen Gebiete, die sich auseinander entwickelt haben, können die Kammern nicht mehr zur Weiterbildung zulassen, wenn nicht gleichzeitig ein Oberarzt mit demselben Gebiet vorhanden ist. In der Peripherie findet man so etwas nicht.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall)

Prof. Dr. Hoppe, Präsident:

Vielen Dank, Frau Hasselblatt. - Als nächster Redner bitte Herr Windhorst aus Westfalen-Lippe.


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