Top VI: Tätigkeitsbericht der Bundesärztekammer

Dr. Winkler, Nordrhein:

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich spreche zum Antrag 25. Ich weiß, dass viele Kollegen Angst vor einer neuen GOÄ haben. Die meisten wissen, dass alle Änderungen, die es bisher gab, zu unseren Ungunsten erfolgten. Die letzte Novellierung, die eine leichte Verbesserung des Punktwertes erbracht hat, finanzieren wir ja selbst über den Abfall der Laborleistungen.

(Vereinzelt Beifall)

Ich denke, die jetzt vorhandene GOÄ müssen wir im Kontext mit den gesellschaftlichen Veränderungen in der Bundesrepublik sehen. Wir können mit der GOÄ so nicht mehr glücklich sein. Ich kann in drei Minuten nur ein paar Stichworte nennen:

Erstens. Die GOÄ wird nicht fortentwickelt. Wenn sie alle zwölf, 13 oder 15 Jahre novelliert wird, sind die Innovationen in der Medizin längst überholt, bevor es für sie eine Abrechnungsnummer gibt. Mit den Analognummern finden wir kein richtiges Äquivalent.

Zweitens. Wieso kommen wir überhaupt dazu, Multiplikatoren benutzen zu müssen, um die überalterte preußische Gebührenordnung von 1928 wieder gebrauchsfähig zu machen? Alle anderen Berufe machen es genau umgekehrt. Prüfen Sie einmal die Rechnung Ihres Steuerberaters. Dann werden Sie feststellen, dass Sie drei Zehntel oder vier Zehntel irgendeiner Gebühr bezahlen. Rein psychologisch haben Sie den Eindruck: Der geht ja human mit mir um!

Wir müssen, um überhaupt eine normale Rechnung erstellen zu können, einen Multiplikator benutzen, der größer ist als eins. Normal wäre es doch, dass eine vernünftig aufgebaute Gebührenordnung den Multiplikator 1,0 hat.

(Beifall)

Wenn wir jemandem entgegenkommen wollen, dann liest er 0,6, 0,7 oder 0,8 und hat den Eindruck: Mein Doktor hat mir einen Rabatt gegeben, das ist ein lieber Mensch! Aber bei der bisherigen Praxis kommt dieses Gefühl nie auf.

Drittens. Ich brauche niemandem hier im Saal zu erzählen, welchen Ärger wir ständig mit der Beihilfe haben. Zum Teil haben wir es mit unverschämten Kontrollen des Verbands der privaten Krankenversicherer zu tun. Es kann nicht sein, dass die Steigerung der Kosten des Lebens und der Praxisführung ständig an unserer GOÄ vorbeigeht. Jede Erhöhung der Mehrwertsteuer schlägt bei uns doppelt zu Buche. Es kann doch nicht sein, dass wir überhaupt keine Möglichkeit haben, in regelmäßigen Abständen mit dem Verband der privaten Krankenversicherer oder mit dem Gesetzgeber darüber zu reden.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, diese Gebührenordnung müsste erneuert werden. Ich weiß, dass das viel Arbeit macht, Herr Möhrle, und ich weiß, dass das Geld kostet. Aber einer muss es ja tun; denn alle potenziellen Partner, von denen Sie gesprochen haben, haben nicht das geringste Interesse daran, uns zu helfen und uns etwas abzunehmen.

Vielen Dank.

(Beifall)

Prof. Dr. Hoppe, Präsident:

Schönen Dank, Herr Winkler. - Als nächster Redner bitte Herr Ikonomidis aus Bayern.


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