TOP I : Gesundheits-, Sozial- und ärztliche Berufspolitik
1. Tag: Dienstag, 22. Mai 2001 Nur Nachmittagssitzung

Dr. Drexler, Hessen:

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Da mir die Ehre der ersten Wortmeldung zuteil wird, möchte ich diese Gelegenheit nutzen, Sie, Herr Präsident, sehr für Ihr einführendes Referat auf der Eröffnungsveranstaltung zu loben. Ich fand das eine sehr mutige und sehr wichtige Rede. Sie haben auf das hingewiesen, was uns auf den Nägeln brennt. Es ist nicht hoch genug einzuschätzen, dass Sie den Patienten und seine Interessen in den Mittelpunkt Ihres Referats gestellt haben. Das fand ich sehr wichtig.

Wir Ärzte wissen, dass uns mit zunehmendem ökonomischen Druck droht, den Berg herabzurutschen. Sie haben erwähnt, dass die Gefahr droht, dass uns der Spaß an unserem Beruf verlustig geht. Das hängt nicht nur mit lästigen Dokumentationspflichten zusammen, sondern auch mit der gesamten Ausrichtung unseres Berufs im gesundheitspolitischen Koordinatensystem. Vielen Dank, Herr Hoppe, für Ihre Stellungnahme.

(Beifall)

Ich fand es sehr wichtig, dass Sie den Zusammenhang des Befindens in dieser Gesellschaft zwischen den Einnahmen der gesetzlichen Sicherungssysteme, der Arbeitslosigkeit und der Finanzierung aufgezeigt sowie den Bogen zu den Arbeitsbedingungen von uns Ärztinnen und Ärzten deutlich gemacht haben. Man kann es nicht laut genug sagen: Die Einhaltung der Arbeitszeitregelungen, die Einhaltung menschenwürdiger Arbeitszeiten für Ärztinnen und Ärzte in den Krankenhäusern - ob sie nun jünger oder älter sind - hat nicht nur mit den Menschenrechten und gesetzlichen Bestimmungen zu tun, sondern ist ein zentraler Gesichtspunkt des Patientenschutzes.

(Beifall)

Manchmal hat man den Eindruck, dass der Patientenschutz aus dem Blickwinkel verschwindet und nur noch als Möglichkeit angesehen wird, den Arzt zu verklagen. Das ist aber falsch. Zentraler Patientenschutz bedeutet die Einhaltung einer menschenwürdigen Arbeitszeit und von Qualitätsgesichtspunkten.

Dies gilt übrigens auch - das fehlte vielleicht in dem einführenden Referat - für die Praxis. Viele in der niedergelassenen Praxis - ich bin niedergelassener Kardiologe - müssen mit Wochenarbeitszeiten von 50 und 60 Stunden leben. Unter den Bedingungen der jetzt gültigen Gebührenordnung ist auf diese Weise ein vernünftiges Einkommen überhaupt nicht zu erzielen. Die Öffentlichkeit und auch die Politik muss man auf diesen Gesichtspunkt immer wieder hinweisen. Menschenwürdige Arbeitsbedingungen und Patientenschutz müssen sowohl im Krankenhaus als auch in der Praxis Gültigkeit haben.

Wir in Hessen bemühen uns seit vielen Jahren um dieses Thema. Wir haben das "Hessische Ärzteblatt" auf Ihren Plätzen ausgelegt; dort finden Sie einige wichtige Gedanken zu diesem Thema. Wir haben in Zusammenarbeit mit unserer Krankenhausgesellschaft und dem Sozialministerium des Landes eine eigene Umfrage gestartet, um Daten über die Arbeitszeiten, die Freizeitregelungen usw. zu erhalten. Ich möchte Sie auffordern, auf unsere hessischen Vorarbeiten zurückzugreifen. Sowohl die Geschäftsführung unserer Landesärztekammer als auch unsere Delegierten können Ihnen hierzu Informationen geben. Es wäre gut, wenn wir hier gemeinsame Wege beschreiten könnten.

Ich möchte meine Redezeit nicht über Gebühr ausdehnen und wünsche uns allen eine gute Beratung.

Vielen Dank.

(Beifall)

Prof. Dr. Hoppe, Präsident:

Vielen Dank, Herr Dr. Drexler. - Der nächste Redner ist Herr Dr. Caplan aus Bayern.

© 2001, Bundesärztekammer.