TOP I : Gesundheits-, Sozial- und ärztliche Berufspolitik
1. Tag: Dienstag, 22. Mai 2001 Nur Nachmittagssitzung

Dr. Schagen, Berlin:

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir sprechen hier unter dem Tagesordnungspunkt "Gesundheits-, Sozial- und ärztliche Berufspolitik". Wir sprechen zu Recht darüber, unter welchen Bedingungen unsere eigene Tätigkeit solchen Einschränkungen möglichst nicht unterliegt, die uns daran hindern, zum Wohl der Patienten tätig sein zu können. Ich möchte Ihr Augenmerk auf eine immer kleiner werdende Gruppe von Menschen lenken, denen es zu gewissen Zeiten erheblich schlechter gegangen ist als uns und auch als der Mehrzahl der heutigen Patienten. In letzter Zeit sind immer mehr Berichte darüber bekannt geworden, dass während des Nationalsozialismus Zwangsarbeiter auch in Krankenhäusern und in ärztlich geleiteten Einrichtungen tätig waren. Mindestens elf Kliniken sind dankenswerterweise bereits Mitglied der Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft zur Entschädigung der Zwangsarbeiter geworden.

Aus Köln, Hannover, Göttingen und Berlin sind eine Reihe derartiger Fälle aus Kliniken bekannt geworden und inzwischen teilweise auch aufgearbeitet. Die meisten Tätigkeiten von Zwangsarbeitern in medizinischen Einrichtungen zu jener Zeit sind aber bis heute völlig unbekannt und nicht aufgearbeitet. Das hindert daran, dass diesen wenigen noch lebenden Menschen die ihnen zustehende Entschädigung gezahlt werden kann.

Ich bitte Sie daher, meinen Antrag, der noch verteilt werden wird, zu unterstützen, mit dem der Deutsche Ärztetag die Krankenhausträger, aber auch die Kollegen und die ärztlichen Körperschaften auffordert, alles zu tun, damit alles, was aus diesem Bereich bisher noch nicht bekannt ist, aufgearbeitet werden kann, damit den wenigen heute noch lebenden Menschen, die infrage kommen, geholfen werden kann.

Danke schön.

(Beifall)

Prof. Dr. Hoppe, Präsident:

Vielen Dank, Herr Schagen. - Als nächster Redner bitte Herr Kollege Metke aus Baden-Württemberg.

© 2001, Bundesärztekammer.