TOP I : Gesundheits-, Sozial- und ärztliche Berufspolitik
1. Tag: Dienstag, 22. Mai 2001 Nur Nachmittagssitzung

Dr. Orth, Rheinland-Pfalz:

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Nach der Durchführung einer Untersuchung, die wir von der Kammer her starteten - wir schrieben nach dem Zufallsprinzip 200 ausgewählte Klinikerinnen und Kliniker im Bereich der Pfalz an und stellten ihnen einige Fragen -, schrieb eine Kollegin: Mein Diktaphon bekommt mehr Zuwendung als meine Patienten.

Es wird ständig von den Kosten im Gesundheitswesen gesprochen; sie werden ständig weiter reduziert. Dadurch wird auch die medizinische Leistung reduziert. Mit jedem Kostendämpfungsgesetz und ähnlichen Vorschriften steigen die Anforderungen an die Bürokratie. Ich habe in meiner Praxis - es handelt sich um eine Allgemeinpraxis mit drei zuwendungsintensiven Zusatzbezeichnungen und einem Weiterbildungsassistenten - abschätzen lassen, wie viel Zeit wir für den Patienten aufwenden und wie viel Zeit für die Bürokratie aufzuwenden ist. Die Schätzung - sie wurde bei mehreren Praxen durchgeführt - ergab: 60 Prozent für die Bürokratie, 40 Prozent für den Patienten. Wir sollten einmal - ich habe einen entsprechenden Antrag gestellt - Zahlen erarbeiten und zusammenstellen, wie viel Zeit in Klinik und Praxis einerseits für die Bürokratie, andererseits für die Patienten aufzubringen ist. Hier geht es auch um die Betreuung im Zusammenhang mit der Sterbebegleitung und seelischen Problemen. Wir müssen dann auch noch die entsprechenden Kosten bei den Krankenkassen berücksichtigen. Die ganze Bürokratie macht den Patienten nicht gesund.

Wenn klare Ergebnisse vorliegen, muss das eindeutig thematisiert werden. Die Forderung muss lauten: Einsparungen bei der Bürokratie, Entbürokratisierung, keine Einsparungen bei der Medizin für den Patienten.

(Beifall)

Prof. Dr. Hoppe, Präsident:

Schönen Dank, Herr Orth. - Als nächster Redner bitte Herr Dr. Flenker vom Vorstand.

© 2001, Bundesärztekammer.