TOP I : Gesundheits-, Sozial- und ärztliche Berufspolitik
2. Tag: Mittwoch, 23. Mai 2001 Vormittagssitzung

Dr. Emminger, Bayern:

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich finde es gut, dass unser Parlament der Ärzte diese Diskussion führt. Wir müssen das nicht nur als Ärzte tun, sondern wir müssen diese Diskussion, wie es gestern und heute schon mehrfach ausgeführt wurde, auch als Staatsbürger führen. Im Antrag des Vorstands der Bundesärztekammer steht, dass die Diskussion ergebnisoffen innerhalb der Gesellschaft geführt werden muss. Wir sind ein Teil dieser Gesellschaft.

Die Diskussion ist so schwierig und muss offen geführt werden, sodass wir sie nicht in Räte verlagern dürfen. Wir dürfen hier, wie es langsam in der großen Politik üblich zu sein scheint, nicht zu einer Räterepublik kommen. Wir müssen diese Diskussion in unserem Parlament der deutschen Ärzteschaft führen.

Der Antrag 3 des Vorstands der Bundesärztekammer ist im Prinzip gut. Er könnte auf einen Satz verkürzt werden:

Die deutsche Ärzteschaft steht hinter Artikel 1 des Grundgesetzes.

Damit ist eigentlich alles ausgedrückt. Seit dem 18. Mai können wir eigentlich nicht mehr hinter diese Grenze zurückgehen, die Bundespräsident Rau gezogen hat. Es wäre wünschenswert, dass diese Rede des Bundespräsidenten hier verteilt wird.

(Beifall)

Herr Montgomery hat Gerhard Schröder zitiert. Ich weiß nicht, ob Herr Montgomery es vergessen hat, aber in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom 18. Mai stand der Satz von Gerhard Schröder:

Im Wesentlichen wird der Wert des Menschen heute durch den Eintritt in die Erwerbstätigkeit begründet.

Diese beiden Pole spiegeln das Spannungsfeld wider, in dem wir uns bewegen.

Insofern bin ich der Meinung: Dieser Ärztetag muss ein klares ethisches Bekenntnis abgeben, dass wir nicht hinter Artikel 1 unseres Grundgesetzes zurückgehen können.

Vielen Dank.

(Beifall)

Prof. Dr. Hoppe, Präsident:

Vielen Dank, Herr Emminger. Wir nehmen die Gelegenheit wahr und werden die Rede von Bundespräsident Rau vervielfältigen und verteilen. Ich nehme an, viele von Ihnen haben sie bereits.

Als nächster Redner bitte Herr Dr. Kentner aus Thüringen.

© 2001, Bundesärztekammer.