TOP I : Gesundheits-, Sozial- und ärztliche Berufspolitik
2. Tag: Mittwoch, 23. Mai 2001 Vormittagssitzung

Dr. Pickerodt, Berlin:

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir stehen auch hier vor zwei Problemen, die wir nur schwer lösen können. Immer dann, wenn wir ernsthaft über strittige Dinge diskutieren, werden uns zwei Argumente entgegengehalten. Das eine Argument lautet: Ihr versteht nicht genügend davon, es gibt Fachleute, die wissen wesentlich mehr, also überlasst es doch den Fachleuten, darüber zu entscheiden. Wenn wir so verfahren, werden wir auf einem Ärztetag nie zu einer Entscheidung kommen. Wir werden mit einer gewissen Gläubigkeit immer auf irgendwelche Kommissionen und Ausschüsse warten. Aber auch diese werden nie zu einem Ergebnis kommen, weil die wissenschaftliche Entwicklung nicht stehen bleibt. Es wird immer wieder neue Erkenntnisse geben. Aber wir müssen zu einem bestimmten Zeitpunkt unsere Meinung artikulieren. Herr Schagen hat in seinem ersten Redebeitrag völlig zu Recht darauf hingewiesen, dass wir nun schon längere Zeit über dieses Problem haben diskutieren können. Schon auf dem letzten Ärztetag hat der Präsident dazu eine, wie ich denke, deutliche und gute Stellungnahme abgegeben.

Das zweite Argument, das uns immer wieder entgegengehalten wird - Herr Lob hat es vorhin aus dem Hut gezaubert -, lautet: Wenn wir etwas nicht tun, wird es im Ausland getan; seid doch klug und macht es hier, wir können es vielleicht besser als die im Ausland.

Dieses Argument tötet natürlich jegliche Diskussion ab. Wir müssen uns entscheiden und dürfen nicht immer nur schauen, was im Ausland gemacht wird. Es kann doch sein, dass im Ausland etwas praktiziert wird, was wir für nicht richtig halten. Dann muss es eben im Ausland geschehen, aber wir bleiben bei unserer Meinung.

Ich denke, hinsichtlich der Präimplantationsdiagnostik sind die Anträge 2 und 13 die entscheidenden. Es ist nicht ganz fair, wenn man sagt: Wenn ihr Ärztetagsdelegierten dem Antrag 13 zustimmt, ist damit unser schöner Antrag 2 erledigt. Ich glaube, das ist nicht ganz richtig. Wir können ein Nein zur Präimplantationsdiagnostik sagen und trotzdem die Argumente, die in dem Antrag 2 des Vorstands sehr richtig aufgeführt sind, akzeptieren. Insofern

glaube ich, dass man beiden Anträgen zustimmen kann. Dies sollten wir auch tun.

Ich danke Ihnen.

(Beifall)

Prof. Dr. Hoppe, Präsident:

Danke schön, Herr Pickerodt. - Jetzt Herr Metke aus Baden-Württemberg.

© 2001, Bundesärztekammer.