TOP II: Ausbeutung junger Ärztinnen und Ärzte

2. Tag: Mittwoch, 23. Mai 2001 Nachmittagssitzung

Dr. Kaiser, Westfalen-Lippe:

Lieber Herr Hoppe! Meine Damen und Herren! In Ergänzung meiner Ausführungen von vorhin möchte ich noch einen Aspekt zur Hochschulmedizin ansprechen. Seit Jahren wird von führenden Vertretern der Hochschulmedizin, vom Wissenschaftsrat und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft beklagt, dass die klinische Forschung in Deutschland im Argen liege, insbesondere im Vergleich zu anderen Ländern, dass der Ausstoß an klinisch relevanter Forschung und entsprechenden Ergebnissen zu gering sei. Das wird regelmäßig von den Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie auf ihren Kongressen bemängelt.

In diesem Zusammenhang sollten die an den Hochschulen dafür Verantwortlichen überlegen, ob nicht die Arbeitsbedingungen an den Hochschulen mit der Dreifachbelastung ihrer wissenschaftlichen Mitarbeiter durch Krankenversorgung, Forschung und Lehre und einer großen Anzahl von Überstunden die klinische Forschung in Deutschland nachteilig beeinflussen. Hier liegt eine große Verantwortung für diejenigen, die in der Gestaltung der klinischen Forschung in Deutschland führend sind, die jene nicht unerheblichen Mittel, die ihnen diese Gesellschaft zur Verfügung stellt, zu verwalten haben.

Es könnte ja auch sein, dass hier ein schlechtes Management vorliegt, dass die dort tätigen jungen angehenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu wenig Zeit für ihre klinische Forschung haben und damit im Grunde genommen das Geld, das ihnen der Steuerzahler zur Verfügung stellt, schlecht angelegt ist.

Auch das gehört meines Erachtens in den Kontext mit den Arbeitsbedingungen junger Ärztinnen und Ärzte. Mein Appell lautet, dass der Deutsche Ärztetag - meinetwegen auch der Vorstand oder der Präsident der Bundesärztekammer - aktiv wird, um vor dem Hintergrund dieser Situation diese Probleme mit den führenden Vertretern der Hochschulen in Deutschland zu erörtern.

Vielen Dank.

(Beifall)

Prof. Dr. Hoppe, Präsident:

Schönen Dank. Ich glaube, der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften ist zugegen und hat Ihren Beitrag vernommen. - Der nächste Redner ist Herr Dr. Mitrenga.

© 2001, Bundesärztekammer.