TOP IV : Änderung der Satzung der Bundesärztekammer
in den §§ 4, 5, 8 und 10

3. Tag: Donnerstag, 24. Mai 2001 Nachmittagssitzung

Dr. Scherf, Hamburg:

Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Vielleicht ist es an der Zeit, dass Sie einmal einen feuilletonistischen Beitrag zu diesem Punkt hören können. Ich lebe seit 30 Jahren in Hamburg. Ich bin gebürtiger Münchner und im Saarland aufgewachsen. Ich möchte eine Lanze brechen für die Bedeutsamkeit des Kleinen, des scheinbar Kleinen. Sie werden unschwer ahnen, dass ich dabei an die kleinen Bundesländer und die kleinen Landesärztekammern denke. Ich möchte den kleinen Kammern Mut machen und für die Beibehaltung des Status quo plädieren. Hamburg gilt in Deutschland als Tor zur Welt. Das gilt für Handel und Wirtschaft und wird akzeptiert. Hamburg nur noch Hintertor, Hintertürchen zur ärztlichen Berufspolitik durch Stimmengewichtung? - Das lehnen wir ab!

Wir haben in Hamburg einen Kammerpräsidenten, der gestern überzeugend gezeigt hat, dass Qualität im scheinbar Kleinen angesiedelt sein kann, dass Qualität entscheidet, nicht Quantität. Ein Kopf kann viele Köpfe überragen; Meritokratie statt Demokratie. Es geht nach Leistung und Verdienst, nicht nach Volksmasse. Das beweist sich zumindest in der Wissenschaft ständig.

Den Anstoß zur gestrigen Ausbeutungsdebatte gab das kleine Schleswig-Holstein. Dort entstand der Mut, nicht im volkreichen Bayern, in Nordrhein oder in Westfalen-Lippe.

(Beifall)

Das Protestieren, das Protestantentum hat etwas Norddeutsches. Der Föderalismus hat die deutsche Geschichte geprägt. Es gab nur einen kurzen, verhängnisvollen Zentralismus. Der Föderalismus, historisch gewachsen, hat seine Berechtigung in der Vergangenheit bewiesen. Das soll für die Zukunft auch so gelten.

Die Kurfürsten hatten früher bei der Kaiserwahl nur eine Stimme: die Fürstbischöfe von Trier, Köln und Mainz ebenso wie der bayerische Kurfürst. Organisch gewachsener, sinnvoller historischer Föderalismus soll nicht durch Geltungsdrang einer bloßen Menge oder Masse, die Quantität, nicht immer Qualität für sich hat, mit Stimmengewichtung platt gemacht werden.

(Beifall)

Bayern als Pars pro toto und pro voto ist, wie es ist, gewichtig genug. Es sollte sein Machtstreben zügeln. München hat Oliver Kahn, den Fußball-Cup, München hat das Siegestor, von dem Karl Valentin einmal gesagt hat, es sei leider zu selten benutzt worden. In den letzten Wochen ist es sehr viel benutzt worden. Das freut mich. Das Siegestor wurde von Ludwig I. erbaut, der Ludwigshafen den Namen gegeben hat.

Die vormals bayerische Pfalz und Teile des Saarlands beherrscht Bayern schon lange nicht mehr. Das ist gut so und wird von niemandem vermisst.

(Beifall)

Besinnen Sie sich auf die Fakten der Geschichte, beschneiden Sie sich nicht auch in der Ärzteschaft beim sinnvollen Föderalismus zu dessen künftigem Nachteil.

Dies war der Beitrag eines Internisten, der das bayerische Herzeleid mindern will, falls es durch Abstimmungsniederlage Probleme geben sollte.

Vielen Dank.

(Beifall)

Prof. Dr. Hoppe, Präsident:

Schönen Dank. Man lernt immer wieder etwas dazu. Geschichtsunterricht auf dem Ärztetag - vielen Dank! - Jetzt bitte Herr Calles aus Bayern.

© 2001, Bundesärztekammer.