Anhang A
Beschlüsse und Entschließungen

TOP V: Tätigkeitsbericht der Bundesärztekammer - Prävention

BESCHLUSSANTRAG V - 2

Auf Antrag des Vorstandes der Bundesärztekammer (Drucksache V-2) beschließt der 104. Deutsche Ärztetag mit großer Mehrheit:

Der 104. Deutsche Ärztetag nimmt den Bericht der Arbeitsgruppe "Prävention von Unfällen" zustimmend zur Kenntnis und fordert die Verantwortlichen in der Gesundheits-, Sozial- und Verkehrspolitik, bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, den Krankenkassen und den Unfallversicherungsträgern auf, die darin enthaltenen Vorschläge und Ziele mit Nachdruck zu unterstützen. Insbesondere die nachfolgenden Vorschläge sollen mit Priorität realisiert werden, um eine effektive Verminderung der Häufigkeit von Verletzungen in Deutschland zu erreichen:

1. Aufbau eines nationalen Unfallpräventionsprogramms;

2. Verbesserung der interdisziplinären Forschung zu Ursachen von Unfällen und Verletzungen;

3. Dokumentation und Adaptation erfolgreicher internationaler Programme zur Unfallprävention;

4. Initiierung und Unterstützung von Präventionsprogrammen in Zusammenarbeit mit kommunalen Gesundheitskonferenzen, Berufsgruppen, Betrieben, Schulen;

5. In der ambulanten und stationären Versorgung vertiefte altersgruppenspezifische ärztliche Diagnostik, Beratung und interdisziplinäre Kooperation bezüglich von Gefährdungen durch Verletzungen einschließlich der hierzu erforderlichen Rahmenbedingungen;

6. Im öffentlichen Gesundheitsdienst verstärkte aufsuchende Präventionsmaßnahmen durch den kinder- und jugendärztlichen Dienst;

7. Bevorzugter Einsatz wissenschaftlich geprüfter Präventionsmaßnahmen;

8. Sicherstellung der Einbeziehung ärztlicher Erfahrung und medizinischer Sachkompetenz bei Herstellung und Testung potentiell unfallträchtiger Produkte;

9. Verstärkte Berücksichtigung der Präventionsthematik in den Curricula der Aus-, Weiter- und Fortbildung der Gesundheitsberufe, in erster Linie im Rahmen des Medizinstudiums sowie der postgradualen Public-Health-Studiengänge;

10. Verbesserung der kommunalen Unfallberichterstattung in Zusammenarbeit mit Ländern und Kommunen sowie eine Stärkung kommunaler Unfallpräventionsmaßnahmen.

Konkret sind u. a. folgende Präventionsmaßnahmen mit Nachdruck zu realisieren:

Sicherheitsbestimmungen für Kinderwickeltische, -betten und -hochstühle; Treppen-, Balkon- und Fenstersicherungen; Verbot des sog. Gehfrei; Koordinations- und Bewegungsförderung für Kinder; Teichabdeckungen; Wartung und Instandsetzung von Spielplätzen und -geräten gemäß DIN EN 1176-7;

Maßnahmen zum Abbau von Alkoholkonsum im Straßenverkehr bei Jugendlichen und Erwachsenen; Tragen von Schutzausrüstungen im Sport (z.B. Handgelenk, Ellenbogen- und Knieprotektoren sowie Helme beim Inline-Skating).

Aufforderung aller älterer Verkehrsteilnehmer zur Selbstprüfung auf Eignung zur Verkehrsteilnahme ggf. unter Hinzuziehung eines Arztes; ärztliches Assessment von Sturzrisikofaktoren im Alter (z.B. orthostatische Hypotension, Medikamentenwirkungen, Gleichgewichtsstörungen) sowie Assessment der häuslichen Umgebung auf Unfallgefahren (Haltegriffe, Beleuchtung) und hierauf abgestimmte Präventionsmaßnahmen.

© 2001, Bundesärztekammer.