TOP I : Gesundheits-, Sozial- und ärztliche Berufspolitik

1. Tag: Dienstag, 28. Mai 2002 Nur Nachmittagssitzung

Bodendieck, Sachsen:

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich glaube, das Thema AiP ist auf den letzten Ärztetagen immer wieder zur Sprache gebracht worden. Ich will daran erinnern, dass der AiP primär nicht wegen des unzureichenden Studiums und einer zu ändernden Approbationsordnung, sondern auch deshalb eingeführt worden ist - wie Sie, Herr Präsident, es heute Vormittag bereits in Ihrer Rede anführten -, weil es angeblich zu viele Ärzte gab. Viele dieser Punkte sind derzeit entfallen. Deshalb unterstütze ich als Delegierter der Landesärztekammer Sachsen mit einem eigenen Antrag, der nicht ganz so weitgehend ist wie die übrigen Anträge, zwar nicht die sofortige Abschaffung des AiP, sondern eine Abschaffung innerhalb eines bestimmten Zeitraums, beispielsweise innerhalb der nächsten drei Jahre. Ich unterstütze darüber hinaus alle weiteren Anträge im Zusammenhang mit dem AiP.

Ich bin als niedergelassener Allgemeinarzt tätig. Ich habe nicht, wie ich bereits im letzten Jahr sagte, Angst davor, zu wenig arbeiten zu können, sondern ich habe Angst davor, zu viel zu arbeiten. Dieser Punkt ist immanent geworden. Die Angst hat nicht nur mit einer Angst vor wachsenden Patientenströmen zu tun, sondern die Angst vor Mehrarbeit gründet sich vor allen Dingen auf der auch hier immer wieder angesprochenen Bürokratisierung.

Frau Ministerin Schmidt hat heute Morgen gesagt, sie sei in Krankenhäusern gewesen und habe dort Erfahrungen gesammelt. Sie sollte sich auch einmal in eine Arztpraxis setzen und zuschauen, wie die Allgemeinärzte unter dem Aspekt der Disease-Management-Programme und der drohenden DRGs - Oberbegriff: blutige Entlassungen - die bürokratischen Hürden und die Arbeitaufwände meistern. Der Tag hat für uns schon jetzt 48 Stunden. In Zukunft muss er unter dem Aspekt der Disease-Management-Programme und der DRGs 72 Stunden haben. Man könnte durchaus einen Entschließungsantrag einbringen, in dem eine Änderung des Tagesumfangs gefordert wird.

Ich habe gestern Abend mit einem früheren Kommilitonen gesprochen, der einer der Wenigen ist, die sich im letzten Jahr in den neuen Bundesländern - hier: in Ückeritz - eine Praxis gekauft haben. Er ist der Meinung, dass er in vier oder fünf Jahren allein für die Insel Usedom zuständig sein wird. Ich weiß nicht, wie eine solche Entwicklung mit dem Schlagwort von der wohnortnahen Versorgung in Einklang zu bringen ist. Viel konnte uns die Ministerin dazu nicht sagen. Mir ist auch nicht vieles in Erinnerung geblieben, weil ich ob der schönen Worte abgeschaltet habe. Sie hat uns nicht viel Neues zu bringen.

Wir sollten für die Kolleginnen und Kollegen im Osten wenigstens die Angleichung der Honorare an das Westniveau fordern. Frau Collega Haus ging sogar noch etwas weiter. Die Realisierung ihrer Forderung ist sicherlich wünschenswert, aber schon die Angleichung von jetzt 75 Prozent auf 100 Prozent würde uns ein Stück weit reichen.

Danke schön.

(Beifall)

Prof. Dr. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:

Schönen Dank, Herr Bodendieck. - Als nächster Redner bitte Herr Kollege Lipp aus Sachsen.

© 2002, Bundesärztekammer.