Dr. Oberschelp, Westfalen-Lippe:
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!
Wie Sie gerade gesehen haben: Ich bin der hinkende Bote aus Westfalen-Lippe.
Ich möchte jetzt einmal etwas probieren: Ich breche eine Lanze
für die Rede von Ulla Schmidt aus Berlin!
(Vereinzelt Beifall)
- Warten Sie mit Ihrem Applaus bitte, bis ich fertig bin.
Prof. Dr. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer
und des Deutschen Ärztetages:
Frau Schmidt kommt aber eigentlich aus Aachen!
Dr. Oberschelp, Westfalen-Lippe:
Die Rede war in meinen Augen arrogant, voller Selbstbeweihräucherung,
nichts sagend und Augenwischerei. Wie immer, wenn Politiker meinen,
sie hätten etwas zu sagen, sagen sie in meinen Augen nichts.
Sie bemänteln, sie decken zu oder sie reagieren aggressiv und
imperativ oder sie reagieren - wie meistens, vor allen Dingen was
medizinische Dinge angeht - viel zu spät. Grob gesagt: Sie
helfen uns überhaupt nicht weiter.
Wenn Sie die Rede von Frau Schmidt ganz genau verfolgt haben, werden
Sie die Worte "könnte", "sollte", "möglich"
vernommen haben, die mir fast schon bösartig aufgefallen sind.
Die Ignoranz der Politiker messe ich, was die medizinische Versorgung
und das Gesundheitsstrukturgesetz betrifft, am Begriff der medizinischen
Notwendigkeit. Wer von den Politikern ist überhaupt willig
und in der Lage, diesen Begriff argumentativ so aufzubereiten, dass
seine Wählerschaft ihn versteht und ohne dass er die Wählerschaft
verliert? Wer kann schon klar ausdrücken, was hinter diesem
Begriff steht?
Denken Sie daran: Die Politiker sind in der Regel privatversichert
oder über die Beihilfe abgedeckt. Sie kennen in der Regel die
Schwierigkeiten der kassenärztlichen Medizin überhaupt
nicht. Weil sie diese nicht kennen, interessieren sie sich auch
nicht so sehr dafür. Fragen Sie doch einmal Ihren Landtags-
oder Bundestagsabgeordneten nach seinem medizinisch-kassenärztlichen
Sachverstand! Es gibt ihn in der Regel nicht, vielleicht nur bei
den so genannten Gesundheitsexperten der einzelnen Parteien. Das
sind dann die von Herrn Präsident Hoppe angesprochenen Expertokraten.
So, jetzt ist die Lanze kaputt und ich kann wieder hinkend nach
Hause ziehen.
Herzlichen Dank.
(Beifall)
Prof. Dr. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer
und des Deutschen Ärztetages:
Schönen Dank, Herr Oberschelp. - Die nächste Rednerin
ist Frau John-Mikolajewski aus Nordrhein.
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