Dr. Lipp, Sachsen:
Meine Damen und Herren! Ich spreche zu dem durch die DRGs entstehenden
Versorgungsnotstand bei der ambulanten und der rehabilitativen Behandlung.
Dazu wird von der Landesärztekammer Sachsen ein Antrag eingebracht.
Heute Vormittag ist sehr viel von der Problematik im Gesundheitswesen
der neuen Länder die Rede gewesen. Die Problematik wird durch
die zurückgehende Verweildauer im Krankenhaus verschärft.
Dadurch erfolgt eine Leistungsverlagerung. Hinzu kommt der Ärztemangel.
Schon jetzt gibt es in einigen KV-Bereichen Gegenden, in denen ein
KV-Bereitschaftsdienst nicht mehr gewährleistet war. Nur durch
Verwaltungstricks der KVen war es möglich, in der Nacht und
an Wochenenden einen Bereitschaftsdienst zu installieren.
Die Situation wird sich in Zukunft verschärfen. Deshalb bitten
wir um Unterstützung unserer Forderung, die DRGs erst dann
zu realisieren, wenn die erforderlichen Mittel dem ambulanten Sektor
zur Verfügung gestellt werden und darauf sistiert wird, dass
diese Mittel nicht zwischen dem stationären und dem ambulanten
Sektor hin und her geschoben werden. Das soll quasi im Rahmen der
Selbstverwaltung geregelt werden.
Das ist keine Lösung, meine Damen und Herren. Nicht nur in
der Gastronomie zählt: Wer bestellt, muss auch zahlen. Wenn
die Bundesregierung diese DRGs haben will, muss sie auch das Geld
dafür herausrücken. Ich sage Ihnen: Es wird eine Katastrophe,
wenn die DRGs Realität werden! Dabei ist es völlig gleichgültig,
ob es sich um 20 oder 25 Prozent Leistungsverlagerungen handelt.
Wir leben bereits jetzt an der Grenze. Wenn die DRGs noch hinzukommen,
kollabiert das System. Dann gibt es nicht nur die blutige Entlassung,
sondern auch eine blutige Rationierung. Wenn sich die Bundesärztekammer
nicht dahin gehend einigt, dass das Geld in den ambulanten Sektor
fließen muss, unabhängig davon, was mit den Krankenhausgeldern
passiert, werden die KBV und die KVen gezwungen werden, eine Blockadehaltung
gegenüber den kranken Menschen einzunehmen, weil wir bestimmte
Patienten einfach nicht mehr versorgen können - nicht weil
wir es nicht wollen, sondern weil wir die Mittel dafür nicht
mehr haben. Das ist unmenschlich.
Deswegen ist es eine absolute Forderung, Herr Hoppe: Die DRGs müssen
kombiniert werden mit dem entsprechenden Fluss der Gelder in den
ambulanten Sektor.
Ich danke Ihnen.
(Beifall)
Prof. Dr. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer
und des Deutschen Ärztetages:
Vielen Dank, Herr Lipp. - Jetzt bitte Herr Ikonomidis aus Bayern.
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