Dr. Windau, Sachsen:
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich möchte zum Antrag I-16 sprechen, weil mich gestern einige
Kollegen gefragt haben, was wir mit dem Begriff "Folgekosten"
meinen. Ich darf aus dem Antrag zitieren:
Diesem Notstand kann nur begegnet werden, wenn die
dadurch entstehenden höheren Folgekosten finanziell abgesichert
sind.
Um noch einmal klar auszudrücken, was den meisten von uns
klar sein dürfte: Es geht natürlich um die Verlagerung
von Kosten für die medikamentöse Versorgung, die bisher
im stationären Sektor aufgefangen wurden, in die Ambulanz,
wenn Pneumonien eher entlassen werden usw. Es geht auch um Heilmittel.
Bedenken Sie bitte die Problematik hinsichtlich des Heilmittelkatalogs.
Ich erinnere an die unheimlich komplizierte Geschichte mit der Verordnung
physiotherapeutischer Maßnahmen. Das wird zunehmen und unser
Heilmittelbudget im ambulanten Sektor belasten. Analoges gilt für
die Hilfsmittel und natürlich für die gesamte Behandlungspflege.
Gestatten Sie mir eine Querverbindung zu den Disease-Management-Programmen.
Wir haben in dem Antrag I-16 auch die Probleme bezüglich der
DRGs angesprochen. Ich möchte darauf hinweisen, dass wir im
Moment bei aller Grundsatzdiskussion über die Disease-Management-Programme,
der ich jetzt nicht vorgreifen möchte, auch bedenken müssen:
Es ist festgelegt worden, dass bis zu sieben Krankheitsbilder pro
Jahr vom Koordinierungsausschuss als DMP-fähige Krankheitsbilder
kreiert und eingeführt werden dürfen. Überlegen Sie
sich bitte diesen Wahnsinn: Wir diskutieren bereits jetzt über
die Arbeitsbelastung. Ich kann Ihnen versprechen, wenn wir wesentlich
mehr als drei DMP-fähige Krankheiten einführen, wenn auch
mit möglicherweise minimiertem Dokumentationsaufwand, ist eine
durchschnittliche Versorgungspraxis völlig überlastet.
Sie können sich darauf verlassen, dass das nur noch Hobbypraxen
mit 300 oder 400 Scheinen und vielleicht 100 Privatpatienten schaffen.
Zweifelsfrei ist das für eine durchschnittliche Versorgungspraxis
- das kann ich für Ostdeutschland sagen - aufgrund des bereits
vorhandenen und sich verschärfenden Ärztemangels nicht
zu schaffen.
Ich bedanke mich.
(Vereinzelt Beifall)
Prof. Dr. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer
und des Deutschen Ärztetages:
Schönen Dank, Herr Windau. - Das Wort hat Herr Jonitz, Präsident
der Ärztekammer Berlin.
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