TOP I : Gesundheits-, Sozial- und ärztliche Berufspolitik

2. Tag: Mittwoch, 29. Mai 2002 Vormittagssitzung

Dr. Windau, Sachsen:

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte zum Antrag I-16 sprechen, weil mich gestern einige Kollegen gefragt haben, was wir mit dem Begriff "Folgekosten" meinen. Ich darf aus dem Antrag zitieren:

Diesem Notstand kann nur begegnet werden, wenn die dadurch entstehenden höheren Folgekosten finanziell abgesichert sind.

Um noch einmal klar auszudrücken, was den meisten von uns klar sein dürfte: Es geht natürlich um die Verlagerung von Kosten für die medikamentöse Versorgung, die bisher im stationären Sektor aufgefangen wurden, in die Ambulanz, wenn Pneumonien eher entlassen werden usw. Es geht auch um Heilmittel. Bedenken Sie bitte die Problematik hinsichtlich des Heilmittelkatalogs. Ich erinnere an die unheimlich komplizierte Geschichte mit der Verordnung physiotherapeutischer Maßnahmen. Das wird zunehmen und unser Heilmittelbudget im ambulanten Sektor belasten. Analoges gilt für die Hilfsmittel und natürlich für die gesamte Behandlungspflege.

Gestatten Sie mir eine Querverbindung zu den Disease-Management-Programmen. Wir haben in dem Antrag I-16 auch die Probleme bezüglich der DRGs angesprochen. Ich möchte darauf hinweisen, dass wir im Moment bei aller Grundsatzdiskussion über die Disease-Management-Programme, der ich jetzt nicht vorgreifen möchte, auch bedenken müssen: Es ist festgelegt worden, dass bis zu sieben Krankheitsbilder pro Jahr vom Koordinierungsausschuss als DMP-fähige Krankheitsbilder kreiert und eingeführt werden dürfen. Überlegen Sie sich bitte diesen Wahnsinn: Wir diskutieren bereits jetzt über die Arbeitsbelastung. Ich kann Ihnen versprechen, wenn wir wesentlich mehr als drei DMP-fähige Krankheiten einführen, wenn auch mit möglicherweise minimiertem Dokumentationsaufwand, ist eine durchschnittliche Versorgungspraxis völlig überlastet. Sie können sich darauf verlassen, dass das nur noch Hobbypraxen mit 300 oder 400 Scheinen und vielleicht 100 Privatpatienten schaffen. Zweifelsfrei ist das für eine durchschnittliche Versorgungspraxis - das kann ich für Ostdeutschland sagen - aufgrund des bereits vorhandenen und sich verschärfenden Ärztemangels nicht zu schaffen.

Ich bedanke mich.

(Vereinzelt Beifall)

Prof. Dr. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:

Schönen Dank, Herr Windau. - Das Wort hat Herr Jonitz, Präsident der Ärztekammer Berlin.

© 2002, Bundesärztekammer.