TOP II : Individualisierung oder Standardisierung in der Medizin?

2. Tag: Mittwoch, 29. Mai 2002 Nachmittagssitzung

Dr. Zollner, Baden-Württemberg:

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn man sich zu Wort meldet, weiß man ja noch nicht, was die Vorredner ausführen werden. Ich kann im Grunde genommen nahtlos an das anschließen, was der Kollege Streibl gesagt hat. Auch ich möchte einige Bemerkungen zum Datenfluss und zum Datenschutz machen.

Die meisten von uns werden sich noch daran erinnern, welcher Aufstand durch Deutschland ging - pressemäßig gesehen -, als es um die Volkszählung ging. Bei diesen relativ unproblematischen Daten wurde wochen- und monatelang diskutiert. Es wurden Aktionen gegen die Volkszählung organisiert. Etwas geringer war der Widerstand bereits bei der Einführung der ICD 10, wo wir den Datenschutz auch sehr hoch angesiedelt haben. Wir haben bei Herrn Seehofer erreicht, dass der Datenschutz entsprechend gewürdigt wurde.

Jetzt soll eine so große Fülle von Daten, die man sich kaum vorstellen kann, im Zuge der Disease-Management-Programme an die Krankenkassen übermittelt werden. Den Einwand, die Patienten gäben durch ihre Unterschrift die Erlaubnis dazu, lasse ich per se so nicht gelten, weil ich überzeugt bin, dass die Patienten oft gar nicht wissen, was das bedeutet und was mit diesen Daten passiert.

(Beifall)

Wir sollten uns dagegen verwahren. Wir sollten uns auch Verbündete suchen. Diese sehe ich in den Patientenvereinigungen. Wir sollten auf sie zugehen und sie auf das aufmerksam machen, was hier geschehen soll. Ich hoffe, dann können wir dieses Unterfangen noch stoppen. Wir sollten vom Deutschen Ärztetag aus ganz klar und deutlich sagen, dass wir mit der Übermittlung einer solchen Fülle von sensiblen Daten nicht einverstanden sind.

(Beifall)

Prof. Dr. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:

Schönen Dank, Herr Zollner. - Zur Erwiderung hat jetzt Herr Kolkmann als Referent das Wort. Bitte schön, Herr Kolkmann.

© 2002, Bundesärztekammer.