Dr. Drexler-Gormann, Hessen:
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Frau Bühren! Liebe
Kolleginnen und Kollegen! Die Referentinnen haben eindrucksvoll
vor Augen geführt, unter welchen Schwierigkeiten Ärztinnen
ihre berufliche Laufbahn planen und umsetzen, aber auch, welche
Leistungen Ärztinnen im Gesundheitswesen erbringen. Die Vereinbarkeit
von Beruf und Familie wird im Alltag immer noch als privates Problem
angesehen. Hier und heute ist es erstmals als gesellschaftliches
Problem auf einem Ärztetag formuliert worden.
Lösungsansätze des Staates sind die eine Sache; aber
ich glaube, dass die Landesärztekammern hier in Zukunft eine
wichtige Rolle übernehmen müssen. Unter welchen Bedingungen
die Weiterbildung stattfindet, eben auch für Ärztinnen,
ist ein Schwerpunkt der Kammerarbeit. Bisher wurde zu wenig im Sinne
der Ärztinnen darauf geschaut, welche Probleme und welcher
Bedarf existieren.
Das Mentoring ist angesprochen worden. Hierzu liegen mehrere Anträge
vor. Darüber freue ich mich sehr. Die Landesärztekammer
Hessen hat ein konkretes Mentoring-Projekt gestartet, das auf einem
Modellprojekt aus dem naturwissenschaftlichen Bereich fundiert aufbaut.
In Hessen hat sich gezeigt, dass enorme Erfolge für die betroffenen
jungen Kolleginnen erreichbar sind.
Mentoring soll unter anderem helfen, die berufliche Laufbahn zu
strukturieren, beispielsweise auch Teilzeitarbeitsplätze für
junge Kolleginnen mit Familie durchzusetzen, männliche Strukturen
in Kliniken mithilfe einer Mentorin anzuknacken und Mobbing oder
andere Probleme zu lösen. Es soll helfen, Weiterbildungskataloge
zu erfüllen und das Klima zwischen Kollegen und Kolleginnen
zu verbessern.
Wir haben in Hessen übrigens, was die Teilzeitarbeit angeht,
im Jahre 2000 - die Zahlen wurden hier angemahnt - 596 Krankenhausärzte
in Teilzeit gehabt. Von diesen 596 waren 460 Ärztinnen, also
mehr als zwei Drittel. Das zeigt, welche Bedeutung den vorliegenden
Anträgen zur Teilzeitarbeit und zur Umsetzung flexibler Arbeitszeitmodelle
zukommt.
Die Frage der Gleichberechtigung für Ärztinnen ist die
eine Seite. Ein echtes Anliegen ist mir als Allgemeinmedizinerin
die Frage, welche Bedeutung Ärztinnen für unser Gesundheitswesen
haben. Viele Patientinnen wenden sich inzwischen bewusst an Ärztinnen
- das tun natürlich auch Männer, aber vorwiegend Patientinnen
- und suchen dort ganz gezielt Einfühlungsvermögen, sensibles
Verständnis für ihre Lebenssituation. Das sind vor allem
Patientinnen, die aufgrund ihres niedrigen Bildungsstatus und ihrer
sozialen Herkunft Schwierigkeiten haben, sich in einem männerstrukturierten
System zurechtzufinden. Sie erwarten hier mit Recht, dass ihnen
geholfen wird.
Zusammenfassend möchte ich sagen: Wir Ärztinnen werden
gebraucht. Ich appelliere an die Bundesärztekammer, diesen
Weg, der heute eingeschlagen wurde, zu verstärken und uns nicht
nur als Lückenbüßerinnen zu betrachten, die man
in ein paar Jahren, wenn vielleicht wieder genügend Arbeitskräfte
vorhanden sind, wieder rausschmeißt.
Vielen Dank.
(Beifall)
Prof. Dr. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer
und des Deutschen Ärztetages:
Danke sehr. - Jetzt Frau Schlang aus Hessen.
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