TOP III : Ärztinnen: Zukunftsperspektive für die Medizin

3. Tag: Donnerstag, 30. Mai 2002 Vormittagssitzung

PD Dr. John-Mikolajewski, Nordrhein:

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich bitte Sie zunächst, dem Antrag 20 von Frau Dr. Machnik zuzustimmen. Das stünde dem zweiten Deutschen Ärztetag in Rostock ganz gut an. Der erste Deutsche Ärztetag, der 1904 in Rostock stattgefunden hat, war, so meine ich, ohne Ärztinnen. Ich habe in der Broschüre des Marburger Bundes gelesen, dass erst ab 1908 Frauen in Deutschland Zugang zur Universität hatten.

Gleichberechtigte Teilhabe von Frauen im Beruf bedeutet nicht nur die Einlösung eines Verfassungsgebots, sondern bedeutet für die gesamte Gesellschaft eine qualitative Bereicherung. Das bedeutet für die Medizin unter anderem auch die Einbringung einer neuen wissenschaftlich und evidenzbasierten - im Ausland bereits erfolgt - geschlechterspezifischen Betrachtungsweise der Erkrankungen, die auch für Männer einen Gewinn bringt. Ich will Ihnen dafür ein winziges Beispiel aus der aktuellen amerikanischen Literatur vortragen. Auch Männer erkranken an Osteoporose. Nur: Da die diagnostischen Beurteilungskriterien an Frauen mit naturgemäß geringerer Knochenmasse gewonnen sind, ergibt sich für Männer eine erhebliche Diagnoseverzögerung. Damit sind Frakturen häufiger. Die medizinische Wissenschaft gewinnt durch Gender-spezifische Analysen an Objektivität. Das ist sicherlich ein Vorteil für die Universitäten. Diese Objektivität ist eine wichtige Voraussetzung für eine effektive evidenzbasierte Medizin.

Wie können wir erreichen, dass mehr Frauen die Möglichkeit erhalten, so für die Gesellschaft zu wirken? Die Umsetzung von karrierefördernden Gleichstellungsmaßnahmen für Ärztinnen hat Erfolg, wie wir gehört haben, wenn sie nicht nur bottom up, sondern auch ganz wesentlich top down vorgenommen wird, wie von Frau Professor Henne-Bruns in ihrer Abteilung bereits praktiziert.

Solche Programme sollten aber, damit sie effektiv werden können, nicht nur auf freiwilliger Basis erfolgen, sondern vom Gesetzgeber initiiert werden. Ich habe dazu einen Antrag gestellt und bitte Sie, diesem Antrag zuzustimmen.

Vielen Dank.

(Beifall)

Prof. Dr. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:

Schönen Dank, Frau John-Mikolajewski. - Frau Schulenberg aus Baden-Württemberg möchte einen Geschäftsordnungsantrag stellen. Bitte schön.

Dr. Schulenberg, Baden-Württemberg:

Ich beantrage die Begrenzung der Redezeit auf vier Minuten, weil ich Sorge habe, dass wir anderenfalls nicht alle interessanten Themen zu hören bekommen.

Prof. Dr. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:

Schönen Dank, Frau Schulenberg. - Wer möchte gegen diesen Antrag sprechen? - Formal. Wer möchte für die Redezeitbegrenzung stimmen? - Wer ist dagegen? - Einige. Wer enthält sich? - Einzelne. Damit ist die Redezeitbegrenzung auf vier Minuten beschlossen.

Die nächste Rednerin ist Frau Künanz aus Nordrhein.

© 2002, Bundesärztekammer.