Merchel, Westfalen-Lippe:
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Ich bin
niedergelassener Frauenarzt und Vater von drei Kindern. Ich denke,
dass Familienarbeit nicht nur Arbeit für Frauen ist, sondern
genauso auch für Männer.
(Beifall)
Meine Frau arbeitet im Schichtdienst, allerdings nicht als Ärztin;
ich muss jeden Mittag kochen und anschließend mit meinem Sohn
Schularbeiten machen. Hier muss für alle eine Regelung geschaffen
werden.
Vorhin wurde gesagt, es gebe viele Ärztinnen und auch andere
Patientinnen, die bewusst zu Ärztinnen gehen, weil diese sehr
einfühlsam seien. Ich als Frauenarzt muss immer darauf verweisen,
dass ich mich auch für sehr einfühlsam halte. Auch die
Männer haben im Fach Frauenheilkunde ihre Berechtigung. Ich
hoffe, dass das gilt, so lange ich diesen Beruf ausübe. Ich
sehe auf unseren Kongressen, ob es sich um die Psychosomatik in
der Frauenheilkunde handelt, ob es sich um Fortbildungsveranstaltungen
der Gynäkologen handelt, dass ich als Mann dort in der Minderheit
bin.
Ich glaube, die meisten Dinge, über die wir reden, werden
sich von alleine regeln. Die Frauen sind da, die Frauen werden kommen,
die Frauen werden sich das auch nicht mehr wegnehmen lassen. Wir
sollten jetzt nicht eine bürokratische Regelung nach der anderen
schaffen, um diese Gleichheit durchzusetzen. Der Marktwert der Ärzte
insgesamt und insbesondere jener der Ärztinnen wird so steigen,
dass sich das letztendlich von allein regelt. Wir sollten Hemmnisse
abbauen, aber wir sollten keine überbordende Bürokratie
zur Gleichstellung einführen.
(Beifall)
Hier ist in jedem einzelnen Bereich Kreativität gefordert.
Es hat keinen Sinn, bei der Bundesärztekammer eine Kommission
einzurichten, die Modelle ausarbeitet, sondern letztendlich muss
jedes Krankenhaus flexibel auf seine Ansprüche und jene der
vor der Tür stehenden Ärztin eingehen. Frau Ministerin
Bulmahn hat bereits gesagt: Früher hieß es, so sind meine
Bedingungen, Sie können zu diesen Bedingungen anfangen, aber
heute hat sich das ändern müssen. Wenn man Ärztinnen
und Ärzte gewinnen will, muss man letztlich die Angebote anpassen.
Ich bin überzeugt, dass das geschieht. Natürlich stellt
sich die Frage, wer es wann und wie bezahlt. Auch das wird sich
regeln lassen, nicht allein durch Gesetze, sondern durch Kreativität.
Wir brauchen vernünftige Arbeitsbedingungen für Ärztinnen
und Ärzte.
Danke.
(Beifall)
Prof. Dr. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer
und des Deutschen Ärztetages:
Schönen Dank, Herr Merchel. - Der nächste Redner ist
Herr Kollege Fabian aus Baden-Württemberg.
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