Dr. Schilling, Berlin:
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sehr geehrte Frau
Wahl, die Zeilen habe ich geschrieben, als die Ministerin noch anwesend
war. Ich finde, es ist nicht ohne Charme, vonseiten der politisch
Verantwortlichen Appelle zur Gleichberechtigung von Frauen in Beruf
und Gesellschaft zu hören, da doch gerade die Politik ein beredtes
Zeugnis dafür ablegt, wie für die Besetzung von leitenden
Stellen regelmäßig höchst fragwürdige und unsaubere
Kriterien den Ausschlag geben. Solange die Entscheidungsfindung
bei der Besetzung von Arbeitsstellen und leitenden Posten in Staat,
Beruf und Selbstverwaltung weniger von der Qualifikation als vielmehr
vom richtigen Parteibuch, der Zugehörigkeit zu besonderen Fraktionen
oder der Teilnahme an inoffiziellen Zirkeln abhängt, sind die
Forderungen des Deutschen Ärztetages zur Gleichbe-rechtigung
der Frau nur Makulatur.
Solange die einfachsten gesamtgesellschaftlichen Rahmenbedingungen
zur Umsetzung des bereits gültigen Arbeitszeitgesetzes nicht
eingehalten werden, brauchen wir uns über die Umsetzung weitergehender
Forderungen wie flexible Arbeitszeiten für Frauen und Mütter
keine falschen Hoffnungen zu machen. Es ist doch primär das
Versagen des Gesetzgebers, die gesellschaftlichen Voraussetzungen
nicht geschaffen zu haben, um das höhre Ziel der Gleichberechtigung
der Frauen zu erreichen.
Qualität, Kritikfähigkeit und soziale Kompetenz sind
die einzigen Kriterien, die für eine bestimmte Position qualifizieren,
und nicht die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Geschlecht.
Die pauschale Forderung nach einer besonderen Förderung der
Frauen zur Erreichung einer Frauenparität in Gremien und im
Arbeitsprozess ohne Rücksicht auf deren Qualifikation ist genauso
diskriminierend für Frauen wie das Übergehen von Frauen
bei der Besetzung von Stellen trotz besserer Qualifikationen. Die
Quotenfrau zur Erreichung einer fragwürdigen Parität ist
in einem modernen Staat für mich nicht akzeptabel.
Danke sehr.
(Vereinzelt Beifall)
Prof. Dr. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer
und des Deutschen Ärztetages:
Schönen Dank, Herr Schilling. - Jetzt bitte Frau Müller-Mette
aus Schleswig-Holstein.
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