TOP III : Ärztinnen: Zukunftsperspektive für die Medizin

3. Tag: Donnerstag, 30. Mai 2002 Vormittagssitzung

Dr. Schilling, Berlin:

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Wahl, die Zeilen habe ich geschrieben, als die Ministerin noch anwesend war. Ich finde, es ist nicht ohne Charme, vonseiten der politisch Verantwortlichen Appelle zur Gleichberechtigung von Frauen in Beruf und Gesellschaft zu hören, da doch gerade die Politik ein beredtes Zeugnis dafür ablegt, wie für die Besetzung von leitenden Stellen regelmäßig höchst fragwürdige und unsaubere Kriterien den Ausschlag geben. Solange die Entscheidungsfindung bei der Besetzung von Arbeitsstellen und leitenden Posten in Staat, Beruf und Selbstverwaltung weniger von der Qualifikation als vielmehr vom richtigen Parteibuch, der Zugehörigkeit zu besonderen Fraktionen oder der Teilnahme an inoffiziellen Zirkeln abhängt, sind die Forderungen des Deutschen Ärztetages zur Gleichbe-rechtigung der Frau nur Makulatur.

Solange die einfachsten gesamtgesellschaftlichen Rahmenbedingungen zur Umsetzung des bereits gültigen Arbeitszeitgesetzes nicht eingehalten werden, brauchen wir uns über die Umsetzung weitergehender Forderungen wie flexible Arbeitszeiten für Frauen und Mütter keine falschen Hoffnungen zu machen. Es ist doch primär das Versagen des Gesetzgebers, die gesellschaftlichen Voraussetzungen nicht geschaffen zu haben, um das höhre Ziel der Gleichberechtigung der Frauen zu erreichen.

Qualität, Kritikfähigkeit und soziale Kompetenz sind die einzigen Kriterien, die für eine bestimmte Position qualifizieren, und nicht die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Geschlecht. Die pauschale Forderung nach einer besonderen Förderung der Frauen zur Erreichung einer Frauenparität in Gremien und im Arbeitsprozess ohne Rücksicht auf deren Qualifikation ist genauso diskriminierend für Frauen wie das Übergehen von Frauen bei der Besetzung von Stellen trotz besserer Qualifikationen. Die Quotenfrau zur Erreichung einer fragwürdigen Parität ist in einem modernen Staat für mich nicht akzeptabel.

Danke sehr.

(Vereinzelt Beifall)

Prof. Dr. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:

Schönen Dank, Herr Schilling. - Jetzt bitte Frau Müller-Mette aus Schleswig-Holstein.

© 2002, Bundesärztekammer.