TOP III : Ärztinnen: Zukunftsperspektive für die Medizin

3. Tag: Donnerstag, 30. Mai 2002 Vormittagssitzung

Müller-Mette, Schleswig-Holstein:

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Spezies Mensch unterscheidet sich grundsätzlich in zwei Subtypen: erstens Maskulinum, zweitens Femininum. Die erste Kategorie ist grundsätzlich zu allem fähig, die zweite Gruppe bereits entwicklungsgeschichtlich prädestiniert für die Familienmedizin. Wenn die Frau von heute beginnt, Medizin zu studieren, ist sie noch in gleicher Häufigkeit anzutreffen wie der Mann. Wie sich das weiterentwickelt, ist Ihnen ja durch sämtliche Vorrednerinnen und Vorredner hinreichend bekannt.

Der voraussehbare Ärztemangel insbesondere in meinem Fachbereich, den Hausärzten, ab 2020 befähigt mich als geborene und gelernte Spezialistin für Familie und Medizin, von dieser Stelle aus an alle noch unentschlossenen Abiturientinnen zu appellieren, sich auf ihre ursprünglichen Fähigkeiten zu besinnen und den Beruf der Familienmedizinerin anzusteuern. Zu meiner Studienzeit musste die Frau, die bis zum Staatsexamen keinen Doktor abbekam, selbst einen machen. Existierte in ihrer Wunschliste weiterhin die Doppeloption Kinder und Beruf, tat sie gut daran, ein Fachgebiet mit familienfreundlichem Zeitfenster zu wählen, beispielsweise Anästhesie, denn da gab es am ehesten einen Halbtagsjob. Einige multitalentierte Geschlechtsgenossinnen erarbeiteten sich allerdings den Internisten im doppelten Sinne inklusive gemeinsamer Kinder und Gemeinschaftspraxis.

Heute könnte alles anders laufen. Dem drohenden Ärztemangel könnte abgeholfen werden, wenn es selbstverständlich wäre, dass jedes Krankenhaus, jede Ausbildungsstätte mindestens eine Jobsharingstelle anbietet, dass ein hemmungsloses Jobsharingstellen-Hopping erlaubt wäre. Natürlich hoppelt jeder auf seinem eigenen Acker. Die zukünftige Familienmedizinerin hat dank der flexiblen Ausgestaltung in der Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin/Innere Medizin beim Kompromissmodell der Bundesärztekammer die Möglichkeit, auf verschiedenen Gebieten ihr Wissen zu vertiefen. Ich schiele nun schon nach dem nächsten Tagesordnungspunkt, sanktioniert vom Präsidenten.

Mein Appell an alle Männer, insbesondere an einzelne noch unentschlossene Internisten, die doch zu allem fähig sein könnten, lautet, für eine einheitliche hausärztliche Medizin zu stimmen und vielen Frauen den Beruf der Fachärztin für Familienmedizin zu ermöglichen.

Vielen Dank.

(Vereinzelt Beifall)

Prof. Dr. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:

Schönen Dank, Frau Kollegin Müller-Mette. - Als nächste Rednerin bitte Frau Christiane Laun. Sie gehört zu den geladenen Gästen. Sie ist Oberärztin der Abteilung für Allgemeine und Viszeralchirurgie am Unfallkrankenhaus in Berlin. Bitte schön.

© 2002, Bundesärztekammer.