Müller-Mette, Schleswig-Holstein:
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Spezies Mensch
unterscheidet sich grundsätzlich in zwei Subtypen: erstens
Maskulinum, zweitens Femininum. Die erste Kategorie ist grundsätzlich
zu allem fähig, die zweite Gruppe bereits entwicklungsgeschichtlich
prädestiniert für die Familienmedizin. Wenn die Frau von
heute beginnt, Medizin zu studieren, ist sie noch in gleicher Häufigkeit
anzutreffen wie der Mann. Wie sich das weiterentwickelt, ist Ihnen
ja durch sämtliche Vorrednerinnen und Vorredner hinreichend
bekannt.
Der voraussehbare Ärztemangel insbesondere in meinem Fachbereich,
den Hausärzten, ab 2020 befähigt mich als geborene und
gelernte Spezialistin für Familie und Medizin, von dieser Stelle
aus an alle noch unentschlossenen Abiturientinnen zu appellieren,
sich auf ihre ursprünglichen Fähigkeiten zu besinnen und
den Beruf der Familienmedizinerin anzusteuern. Zu meiner Studienzeit
musste die Frau, die bis zum Staatsexamen keinen Doktor abbekam,
selbst einen machen. Existierte in ihrer Wunschliste weiterhin die
Doppeloption Kinder und Beruf, tat sie gut daran, ein Fachgebiet
mit familienfreundlichem Zeitfenster zu wählen, beispielsweise
Anästhesie, denn da gab es am ehesten einen Halbtagsjob. Einige
multitalentierte Geschlechtsgenossinnen erarbeiteten sich allerdings
den Internisten im doppelten Sinne inklusive gemeinsamer Kinder
und Gemeinschaftspraxis.
Heute könnte alles anders laufen. Dem drohenden Ärztemangel
könnte abgeholfen werden, wenn es selbstverständlich wäre,
dass jedes Krankenhaus, jede Ausbildungsstätte mindestens eine
Jobsharingstelle anbietet, dass ein hemmungsloses Jobsharingstellen-Hopping
erlaubt wäre. Natürlich hoppelt jeder auf seinem eigenen
Acker. Die zukünftige Familienmedizinerin hat dank der flexiblen
Ausgestaltung in der Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin/Innere
Medizin beim Kompromissmodell der Bundesärztekammer die Möglichkeit,
auf verschiedenen Gebieten ihr Wissen zu vertiefen. Ich schiele
nun schon nach dem nächsten Tagesordnungspunkt, sanktioniert
vom Präsidenten.
Mein Appell an alle Männer, insbesondere an einzelne noch
unentschlossene Internisten, die doch zu allem fähig sein könnten,
lautet, für eine einheitliche hausärztliche Medizin zu
stimmen und vielen Frauen den Beruf der Fachärztin für
Familienmedizin zu ermöglichen.
Vielen Dank.
(Vereinzelt Beifall)
Prof. Dr. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer
und des Deutschen Ärztetages:
Schönen Dank, Frau Kollegin Müller-Mette. - Als nächste
Rednerin bitte Frau Christiane Laun. Sie gehört zu den geladenen
Gästen. Sie ist Oberärztin der Abteilung für Allgemeine
und Viszeralchirurgie am Unfallkrankenhaus in Berlin. Bitte schön.
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