Dr. Rittgerodt, Niedersachsen:
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn bei einem Kompromiss beide
Seiten mit diesem Kompromiss unzufrieden sind, dann gibt es zwei
Möglichkeiten: Entweder ist der Kompromiss wirklich sehr schlecht
oder er ist sehr gut. Ich bin der Meinung, der Kompromissvorschlag
der Bundesärztekammer ist ein ausgesprochen guter Kompromiss.
Die Probleme, welche die Allgemeinärzte mit diesem Kompromiss
haben, sind hier sehr deutlich geworden. Aber ich denke, liebe Kolleginnen
und Kollegen Allgemeinärzte - auch ich bin Allgemeinarzt -:
Stellen Sie Ihre Bedenken zurück vor dem Hintergrund, dass
wir hier und heute wirklich eine historische Entscheidung treffen
können, damit in einem ganz großen Teil der Ärzteschaft
endlich eine Befriedung erfolgt.
Wir sollten uns noch einmal ganz kurz die Vorteile dieser Regelung
vor Augen führen. Bevor wir das tun, folgende Anmerkung: Die
Probleme, die wir im Augenblick für die Weiterbildung zur Allgemeinmedizin
haben, sind groß genug. Frau Kollegin Braun, es ist leider
nicht überall alles in trockenen Tüchern wie in Berlin.
Die Weiterbildungsmöglichkeiten sind nicht überall so
günstig wie in Berlin oder sie werden nicht überall so
angenommen wie in Berlin. Es ist ja keineswegs so, dass wir genügend
Lehrstühle für Allgemeinmedizin an den deutschen Universitäten
haben.
Nach dem Vorschlag der Bundesärztekammer werden wir in den
nächsten Jahren einen erheblichen Druck auf die Fakultäten
an den deutschen Universitäten ausüben können, dass
überall Lehrstühle für Allgemeinmedizin eingerichtet
werden können. Dieser Vorschlag ist auch kompatibel mit EU-Recht,
ganz im Gegensatz zu dem, was hier Vertreter der Internistenverbände
angeben. Er weist eine ganz erhebliche Flexibilität in der
Umsetzung der Weiterbildung für die angehenden Kolleginnen
und Kollegen auf. Eine solche Flexibilität beinhaltet der Vorschlag
der Internisten überhaupt nicht. Bei den Internisten ist ja
kein Praxisjahr obligatorisch. Schon deshalb verbietet sich die
Annahme des Konvergenzmodells.
Wenn ich höre, 80 Prozent der Tätigkeit in der Allgemeinmedizin
seien internistisch: Das wird von anderen Fächern bestritten.
Ich habe sehr viel mit Notdienstkoordination zu tun. Die Hals-Nasen-Ohren-Ärzte
behaupten, 30 Prozent aller Notfälle seien Hals-Nasen-Ohren-Fälle;
die Kinderärzte sagen, mindestens 60 Prozent seien pädiatrische
Fälle. Darüber kann man also streiten.
Worüber wir sicherlich nicht streiten wollen, ist die Tatsache,
dass ein ganz wesentlicher Teil der allgemeinmedizinischen Tätigkeit
internistisch bedingt ist. Dem trägt dieser Vorschlag allein
schon durch die zwei Jahre gemeinsamer Basisweiterbildung in der
Allgemeinmedizin Rechnung, worauf dann ja auch noch aufgesetzt wird.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, geben Sie, sofern Sie noch zögern,
Ihrem Herzen einen Stoß und stimmen Sie für den Vorschlag
der Bundesärztekammer.
Vielen Dank.
(Beifall)
Prof. Dr. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer
und des Deutschen Ärztetages:
Schönen Dank, Herr Rittgerodt. - Jetzt Herr Dr. Eisenkeil
aus Bayern.
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