Dr. Thierse, Berlin:
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich möchte mich
den Ausführungen von Herrn Lange anschließen, der eben
gesagt hat, wie schwierig zum Teil die Finanzierung eines Weiterbildungsganges
in der Allgemeinmedizin ist. Ein zusätzlicher Faktor sind diese
Kurse, die dort verlangt werden. Es ist die Meinung nicht nur der
Ärztekammer Berlin, dass nicht sein kann, dass man bereits
für die grundlegende Weiterbildung zum Facharzt teilweise relativ
hohe Summen auf den Tisch legen muss. Ich glaube, dass wir in dem
größten betreffenden Fach einen Anfang machen können
und Wege finden müssen, wie wir entweder die Kurse in die Inhalte
der Weiterbildung integrieren oder sie teilweise, was die Sozialmedizin
und andere Bereiche angeht, an die Universität zurückverlagern,
oder dies zur Pflicht des Arbeitgebers machen. Das, was übrig
bleibt, können wir in die Verantwortung von Kassenärztlichen
Vereinigungen und Ärztekammern legen. Dadurch können die
einzelnen Assistenten entlastet werden. Ich bitte Sie, dem Antrag
6 zuzustimmen.
Eigentlich wollte ich hier meine Vision vortragen, was ich unter
einem Allgemeinmediziner verstehe. Ich bin in dieser Hinsicht sehr
geprägt von den Freunden meines Vaters, die ich kennen gelernt
habe und bei denen ich teilweise famuliert habe, die im Emsland
und in Ostfriesland als Landärzte gearbeitet und das ganze
Spektrum der Medizin abgedeckt haben.
Ich war zunächst etwas erschrocken, als Herr Stöckle
ein Konzept vertrat, nach dem ein Allgemeinmediziner mindestens
vier Jahre Innere Medizin absolviert haben muss. Ich füge hinzu:
Den kläglichen Medizinrest kann er dann in einem Jahr lernen.
Ich habe die Historie studiert und muss sagen, so ganz Unrecht hat
Herr Stöckle nicht. Wenn man in die Historie zurückgeht,
stellt man fest, dass es außer den Internisten auch andere
Ärzte gibt, seit gesagt wurde - ich weiß jetzt nicht
genau, von wem -: Meine Herren Feldscher sollen auch die Medizin
lernen. Was war ein Arzt vor dieser Zeit? Schauen wir einmal bei
Galen, bei Maimonides, bei Hippokrates nach: Das war ein Internist,
der zusätzlich Apotheker war.
Herr Stöckle und Herr von Römer, wenn wir Ihren Vorstellungen
vom Hausarzt folgten, müssten wir die anderen Fächer ein
bisschen kleiner machen und wir müssten alle Urologen ausschließen,
denn bei Hippokrates steht auch: Du sollst keine Steine schneiden.
Wenn wir diese Rückentwicklung aber nicht haben wollen, dann
müssen wir dem Konzept der Bundesärztekammer zustimmen.
Danke, meine Damen und Herren.
(Beifall)
Prof. Dr. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer
und des Deutschen Ärztetages:
Schönen Dank. - Als nächster Redner bitte Herr Montgomery
vom Vorstand.
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