Dr. Montgomery, Vorstand der Bundesärztekammer:
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Mein
Freund Massing hat vorhin einen Vergleich in Bezug auf Jörg
Hoppe gebracht, den er der Bibel entlehnt hat. Er hat gesagt: Jörg
Hoppe ist vom Saulus zum Paulus geworden. Nun will ich bekennen,
dass ich nach der Diktion von Herrn Massing wohl auch zu denen gehöre,
die vom Saulus zum Paulus geworden sind.
(Beifall)
- Klatschen Sie nicht zu früh!
Ich sehe das überhaupt nicht so. Wenn sich der Marburger Bund
auf seiner Hauptversammlung mit ganz großer Mehrheit für
das Kompromissmodell der Bundesärztekammer entschieden hat,
hat er das aus denselben Motiven heraus getan, aus denen heraus
er in der Vergangenheit überbordende Vorstellungen, wie lang
die Weiterbildung in der Allgemeinmedizin dauern müsste, abgelehnt
hat.
Ich will Ihnen die Maximen kurz nennen. Frau Mehlhorn, Sie haben
von einem elfjährigen Kampf gesprochen. Sie kennen nur diese
elf Jahre des Kampfes; insgesamt gesehen hat der Kampf viel länger
gedauert. Im Westen haben wir seit 1979 über dieses Problem
gestritten. Der Marburger Bund hatte stets vier Ziele, die er immer
durchgehalten hat und auch heute noch durchhält. Die eine Maxime
ist die Machbarkeit der Weiterbildung für die jungen Leute.
Es muss möglich sein, auf diese Art und Weise Weiterbildung
zu machen und hinterher damit etwas anfangen zu können. Die
zweite Maxime heißt Flexibilität. Wir können dem
jungen Studenten nicht abverlangen, dass er sich am ersten Tag,
an dem er in die Klinik und in die Weiterbildung eintritt, für
den Rest seines Lebens festlegt. Irrungen und Wirrungen sind mannigfaltig.
Ich bin ein verhinderter Neurochirurg und bin heute glücklicher
Radiologe. So müssen wir auch vielen anderen die Chancen geben,
auf der Strecke ihrer beruflichen Tätigkeit auch andere Wege
zu beschreiten.
Die dritte Maxime ist die EU-Kompatibilität. Wir müssen
zusehen, dass die Modelle EU-kompatibel und EU-portabel sind. Das
Modell der Bundesärztekammer erfüllt diese Voraussetzungen.
Die vierte und entscheidende Maxime des Marburger Bundes lautete
immer: Zukunftssicherheit für die jungen Kolleginnen und Kollegen,
die diese Form der Weiterbildung betreiben wollen. Auch das Modell
der Bundesärztekammer bietet Zukunftssicherheit. Deshalb haben
wir uns mit so großer Mehrheit dazu entschlossen und fühlen
uns überhaupt nicht vom Saulus zum Paulus gewandelt, sondern
in konsequenter Vertretung der Interessen unserer Mitglieder.
Deshalb bitte auch ich Sie, dem Vorstandsantrag IV-1 zuzustimmen,
damit wir endlich auf diesem Wege zu einer friedlichen Kompromisslösung
kommen, die uns allen am Ende die Chance einer gewissen Diskussionsfreiheit
zu diesem Thema erlaubt.
(Beifall)
Lassen Sie mich abschließend noch eine Bitte anschließen.
Ich möchte Sie auffordern, die Kurse abzuschaffen. Wir müssen
nämlich auch daran denken, dass es heute sehr schwer ist für
die jungen Kolleginnen und Kollegen, solche Kurse zu absolvieren.
Sie stellen auch eine weitere ökonomische Belastung dar. Sie
müssen sie bezahlen. Es muss möglich sein, innerhalb von
fünf Jahren diese Weiterbildungsinhalte zu erfüllen, ohne
80 Stunden Kurs, die man bezahlen muss, draufzusatteln. Ich appelliere
hier auch an unsere Kolleginnen und Kollegen von der Allgemeinmedizin,
dass sie uns in diesem Punkt entgegenkommen.
Vielen Dank.
(Beifall)
Prof. Dr. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer
und des Deutschen Ärztetages:
Schönen Dank, Herr Montgomery. - Der nächste Redner ist
Herr Lang aus Hessen.
(Zuruf Dr. Windhorst, Westfalen-Lippe)
- Jetzt bin ich einmal streng: Geschäftsordnungsanträge
müssen schriftlich eingereicht werden. Ich hatte Herrn Lang
bereits aufgerufen, aber danach sind Sie an der Reihe, Herr Windhorst.
Bitte schön, Herr Lang.
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