Dr. Pickerodt, Berlin:
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte zwei ganz kurze
Anmerkungen machen. Herr Zollner hat mich kritisiert und gefragt: Wo sind denn
die Wirtschaftlichkeitsreserven in unserem Gesundheitswesen? Ich sage Ihnen
zwei Beispiele. Selbst die radiologischen Fachverbände sind mit vielen anderen
der Meinung, dass etwa 50 Prozent der Röntgenaufnahmen, die in Deutschland
gemacht werden, unnötig sind. Hier liegt eine Wirtschaftlichkeitsreserve.
(Zuruf: Quatsch!)
Natürlich kann man über die Zahlen streiten. Die Tatsache,
dass es unnötige Röntgenaufnahmen gibt, ist überhaupt nicht zu bezweifeln.
Als zweites Beispiel nenne ich das Fehlen der integrierten
Versorgung zwischen Klinik und Praxis. Das führt dazu, dass unzählige
Untersuchungen doppelt durchgeführt werden. Sie werden beim niedergelassenen Arzt
durchgeführt und dann auch noch einmal in der Klinik. Auch da gibt es offenbar
Wirtschaftlichkeitsreserven.
Herr Crusius hat mich zitiert
und gesagt, man könne dem von mir gestellten Antrag nicht zustimmen, weil der
demographische Faktor natürlich eine Rolle spiele. Er hat Recht: Die Kosten,
die ein kranker Mensch verursacht, sind in seinem letzten Lebensjahr die
höchsten. Er hat aber in folgender Hinsicht Unrecht: Jemand, der mit 20 Jahren
stirbt, verursacht etwa 20-mal so hohe Kosten wie ein 90-Jähriger, der stirbt.
Der demographische Faktor ist ganz problematisch einzuschätzen.
Zu den neuen Verfahren, die so teuer sind: Nehmen Sie als
Beispiel die Roboteroperationen, die plötzlich en vogue waren und überall
durchgeführt wurden. In zwei amerikanischen Zentren hat man das erprobt. In
Deutschland begannen allein in Berlin sieben Kliniken, solche Operationen
durchzuführen, die sehr teuer sind. Es gibt Wirtschaftlichkeitsreserven, wenn
unerprobte, teure Verfahren angewandt werden, ohne dass in irgendeiner Weise
kontrolliert wird.
Das sind die Reserven. Ich bitte darum, daran zu arbeiten,
dass sie genutzt werden.
Ich danke Ihnen.
(Zustimmung)
Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der
Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:
Danke schön, Herr Pickerodt. Als nächster Redner bitte Herr Kollege Weiss aus Sachsen.
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