Henke, Vorstand der Bundesärztekammer:
Herr Präsident!
Verehrte Damen! Meine Herren! Ich glaube in der Tat, Herr Pickerodt
und Herr Lipp, dass man an diesem Punkt ein bisschen weiterarbeiten muss. Sie
alle wissen, dass es im November, auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzung um
die Nullrundengesetzgebung, eine Pressemitteilung des Bundesministeriums für
Gesundheit gab - sie ist vom 21. November 2002 -, in der das Bundesministerium
Herrn Professor Hoppe angegriffen hat. Ich zitiere aus dieser Pressemitteilung:
Rund ein Drittel der untersuchten bildgebenden Diagnostik
durch Vertragsärztinnen und Vertragsärzte ist demnach überflüssig
und jede zweite der durchgeführten Aufnahmen ist technisch nicht in Ordnung.
Als Quelle benennt die Pressemitteilung eine vom
Bundesgesundheitsministerium in Auftrag gegebene Studie zur Qualität in der
ambulanten Radiologie, die das Bundesministerium finanziert hat. Am 14. Juni
2002 ging der Abschlussbericht an das Bundesministerium für Gesundheit. Zu den
Autoren zählen die Herren Lauterbach, Lehmacher und Lackner.
In der Pressemitteilung steht die Forderung:
Ich wünschte mir, dass der Präsident der Bundesärztekammer seinen Teil zur
Qualitätssicherung der von den Vertragsärztinnen und
-ärzten erbrachten Leistungen durchsetzte, statt zu versuchen, mit
Boykottdrohungen die Politik einzuschüchtern.
Meine Damen und Herren, es gibt eine Untersuchung zur
Aussagefähigkeit der vom BMGS finanzierten, vorgelegten und zur Begründung der
Pressemitteilung verwendeten Studie. Ich zitiere daraus nur einen Satz - Autor
ist Herr Professor Selbmann, der Nestor der
Qualitätssicherung -:
Eine Studie mit einer solchen Tragweite müsste den höchsten Ansprüchen
der
Epidemiologie und der evidenzbasierten Medizin genügen.
Die in der Pressemitteilung des BMGS mitgeteilten Befunde lassen sich durch die
Studie nicht belegen. Die mit vielen Mängeln behaftete Studie muss nach der
Durchsicht des Abschlussberichts in die unterste Evidenzstufe IV oder C - je
nach verwendeter Skala - eingestuft werden.
Verehrte Kolleginnen und Kollegen, wir haben heute gehört,
die Ärzte müssten vermeiden, ihr Vertrauen zu verspielen. Die Politik muss
vermeiden, unser Vertrauen dadurch in Misskredit zu bringen, dass sie falsche
Aussagen über uns verbreitet.
(Beifall)
Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der
Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:
Vielen Dank, Rudolf Henke.
Als nächster Redner Herr Windhorst aus Westfalen-Lippe.
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