Dr. Everz, Rheinland-Pfalz:
Herr Präsident, lieber
Jörg! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich habe eine Bitte vorweg: dass
Sie mir als dem Vorsitzenden der Deutschen Akademie für Allgemeinmedizin eine
Minute über das allgemeine Zeitlimit hinaus gewähren. Ich denke, das Amt sollte
dies hergeben.
Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der
Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:
Das müsste der Ärztetag
beschließen.
Dr. Everz, Rheinland-Pfalz:
Die deutsche
Ärzteschaft beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit der Problematik der
Förderung der hausärztlichen Versorgung und einer qualifizierten Weiterbildung
des Hausarztes. In den programmatischen Aussagen der Deutschen Ärztetage der
vergangenen Jahre, vor allen Dingen im so genannten „Blauen Papier“, wurde
stets die Allgemeinmedizin als derjenige Arzttypus angesehen, der für die
Funktion des Hausarztes am besten geeignet wäre. Die Bemühungen auch der
Deutschen Akademie für Allgemeinmedizin richteten sich in der Vergangenheit
darauf, die Qualität der hausärztlichen Versorgung durch eine praxisnahe
Ausbildung und eine breit angelegte und auf die Erfordernisse der
hausärztlichen Versorgung zugeschnittene Weiterbildung in der Allgemeinmedizin
zu fördern.
Darauf gründete sich auch der vom 100. Deutschen Ärztetag
beschlossene fünfjährige Weiterbildungsgang in der Allgemeinmedizin. Auf der
Grundlage der Beschlusslage zum Differenzierungsmodell war Einigkeit zwischen
den ärztlichen Gruppen erzielt worden, dass die Allgemeinmedizin künftig allein
zuständig sei für die hausärztliche Versorgung. Ich darf Ihnen diesen Spiegel
der Zeit vorhalten.
Damit wurden die Weichen gestellt, dass sich die allgemeinmedizinisch
tätigen Hausärztinnen und Hausärzte in erster Linie einer zuwendungsintensiven
Medizin widmen sollten, dass sie die kontinuierliche Begleitung und Betreuung
ihrer Patienten wahrnehmen und in einer Welt einer sich immer weiter ausdifferenzierenden
Medizin die wichtige Beratungs- und Koordinierungsfunktion übernehmen sollten.
Die Innere Medizin - so war beschlossen worden - sollte
sich nach diesem Differenzierungsmodell Schritt für Schritt schwerpunktmäßig
der fachärztlichen Versorgung widmen und letztendlich nach dem Beschluss von
Rostock gemeinsam mit der Allgemeinmedizin die hausärztliche Funktion besetzen.
Die so geplante Strukturierung der Versorgung wurde bisher nicht realisiert.
Die Gründe des Scheiterns sind vielfältig. Als wesentlicher Grund ist die
Arztzahlentwicklung in der Allgemeinmedizin mit sinkenden Zuwächsen beim
Nachwuchs zu nennen. Trotz einer finanziellen Förderung ist es nicht gelungen,
hier das Problem zu beseitigen.
Sie, meine Damen und Herren, wissen alle, dass das
Weiterbildungsrecht der Ärzteschaft nicht statisch ist, sondern einer Dynamik
unterliegt. Dieser muss Rechnung getragen werden. Die Weiterbildungsregelungen
auch in diesem neu konzipierten Gebiet auf der Basis von Rostock müssen
kontinuierlich an die Versorgungsrealitäten angepasst werden. Die Zeit für eine
Entscheidung ist reif. Nehmen Sie Ihre Verantwortung für eine qualifizierte
hausärztlich-internistische Versorgung wahr und schaffen Sie hierzu die
Rahmenbedingungen. Überlassen Sie diese Entscheidung nicht fremden Dritten, die
bereitwillig die originären Aufgaben der ärztlichen Selbstverwaltung übernehmen
würden.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.
(Beifall)
Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe,
Präsident der
Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:
Vielen Dank, Herr Kollege
Everz. Der nächste Redner ist Herr Zimmermann aus Niedersachsen.
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