TOP II : Novellierung der (Muster-)Weiterbildungsordnung

2. Tag: Mittwoch, 21. Mai 2003 Nachmittagssitzung

Dr. Emminger, Bayern:

Sehr geehrtes Präsidium! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Deutsche Ärztetag ist heute aufgerufen, eine Entscheidung über die (Muster-)Weiterbildungsordnung zu treffen, über die wir seit Jahren sprechen und deren Regulierung und Modernisierung gefordert und von den jungen Kollegen zu Recht erwartet werden kann. Erinnern wir uns an den gestrigen Tag: Dort ist vonseiten der Politik klar geäußert worden, dass im Hinblick auf gesundheitspolitische Ziele, nämlich die Stärkung der hausärztlichen Versorgung, eine neue, veränderte (Muster-)Weiterbildungsordnung unmissverständlich erwartet wird. Das ist im Übrigen einer der wenigen Punkte, abgesehen von der Erhöhung der Tabaksteuer, in dem eine große, wenn auch nicht einheitliche Übereinstimmung zwischen Politik und Ärzteschaft besteht.

Es besteht kein Zweifel - dies wird auch von den Vätern dieser neuen Weiterbildungsordnung gar nicht bestritten -, dass der Deutsche Ärztetag heute in diesem Punkt eine politische Entscheidung zu treffen hat. Um es klar und deutlich auszusprechen: Wir treffen eine politische Entscheidung in einem zentralen Gebiet unseres autonomen Berufsrechts und seines wichtigsten Teils. Dabei muss uns klar werden, dass wir der Politik möglicherweise erstmals die Tür öffnen, auch künftig gestaltende Einflussnahme auf unser Berufsrecht zu nehmen. Wenn uns dies wirklich allen klar wird, wird uns diese Entscheidung vielleicht leichter fallen.

Behalten wir aber im Auge, wie weit und wie viel wir der Politik künftig Einfluss auf unsere eigenen Angelegenheiten zu geben bereit sind. In der Vergangenheit haben sich Zugeständnisse an die Politik in den wenigsten Fällen für uns Ärzte ausgezahlt. Mit dieser (Muster-)Weiterbildungsordnung in der vorgelegten Form sehen die Internisten die Einheitlichkeit, den Zusammenhalt ihres großen Faches gefährdet. Dies betrifft die Inhalte, die zukünftigen Möglichkeiten, dieses Gebiet in großen Zusammenhängen zu vermitteln, und berücksichtigt auch die Erfordernisse in der Klinik, DRGs und Ähnliches. Viele Persönlichkeiten, Organisationen und Verbände haben dazu warnend ihre Stimme erhoben, nicht zuletzt eine große Zahl ehrenwerter und verdienter Internisten. Einen davon haben Sie gestern mit der Paracelsus-Medaille geehrt. Er hat sich eindrucksvoll mit einer umwerfenden Rede dafür bedankt und tiefsinnig auf die künftigen Probleme der Medizin hingewiesen.

Diese Kollegen können doch nicht alle irren, wenn sie ihre Stimme warnend erheben! Wenn wir es heute nicht schaffen, eine Kompromisslösung zu verabschieden, wird ein tief greifender Konflikt die Ärzteschaft durchziehen. Keiner von uns sollte sich das Recht herausnehmen, ein Fach, das er nicht selbst vertritt, in seiner Einheit zu beschädigen.

(Beifall)

Veränderungen müssen aus dem Gebiet selbst und von dessen Vertretern kommen.

Lassen Sie mich mit einer Sentenz schließen: quidquid agis, prudenter agas et respice finem. Eine persönliche Erklärung: Herr Scherf, mit dem letzten Drittel Ihres Beitrags haben Sie meine persönlichen religiösen Gefühle schwer verletzt und die Grenze zur Geschmacklosigkeit überschritten.

Vielen Dank.

(Beifall)

Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:

Schönen Dank, Herr Emminger. Die rheinische Toleranz in der Religiosität hat das gerade noch an der Kante gesehen. Als nächste Rednerin bitte Frau Professor Braun aus Berlin. - Sie ist nicht anwesend. Dann hat der Kollege Hoffart aus Berlin das Wort. Bitte schön.

© 2003, Bundesärztekammer.