TOP II : Novellierung der (Muster-)Weiterbildungsordnung

2. Tag: Mittwoch, 21. Mai 2003 Nachmittagssitzung

Prof. Dr. Henneberg, Hessen:

Ich bin seit einem Dreivierteljahr niedergelassene Ärztin für Neurologie und Psychiatrie. Ich spreche zum Antrag 11, weil ich Ihnen zwei Fallbeispiele nennen möchte, die vielleicht verdeutlichen können, dass die Fachrichtung in Deutschland tatsächlich große Probleme hat und dass diese Stigmatisierung, die als Begründung für den Antrag 11 genannt wurde, tatsächlich existiert.

Ich habe sehr viele Patienten aus früherer Zeit mitnehmen können, die an Parkinson erkrankt sind. Da kommt es manchmal zu Halluzinationen; das kann man gar nicht voraussehen. Ich habe stellvertretend für viele einen Kommentar einer Tochter mitgebracht, die erklärte: Gott sei Dank, dass wir den Vater mit den Halluzinationen zu Ihnen bringen können, anderenfalls hätten wir ihn ja zum Psychiater bringen müssen, aber das hätten wir nicht getan.

Ich hatte vor vielen Jahren die Möglichkeit, für ein Jahr bei Tim Crow in London in seiner Forschungseinheit mitzuarbeiten. Da gab es einen jungen Patienten mit einer paranoid-halluzinatorischen Psychose, der freiwillig zur stationären Behandlung kam und erklärte: Tim, ich glaube, es ist wieder so weit, ich höre die Stimmen wieder!

So etwas wäre, denke ich, in Deutschland im Moment nur in Ausnahmefällen möglich. Die Psychiatrie wird von den Patienten so, wie sie existiert, nicht angenommen. Deshalb bitte ich Sie, dem Vorschlag zuzustimmen, dass wir die Psychiatrie in Medizin für psychische Erkrankungen umbenennen.

Ich bedanke mich.

Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:

Vielen Dank, Frau Henneberg. Jetzt Herr Kollege Holfelder aus Hessen, unser Senior.

© 2003, Bundesärztekammer.