TOP II : Novellierung der (Muster-)Weiterbildungsordnung

3. Tag: Donnerstag, 22. Mai 2003 Vormittagssitzung

Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:

Damit kommen wir zum Antrag 79. Danach soll die Tropenmedizin umbenannt werden in „Tropen- und Reisemedizin“. Wer möchte dagegen sprechen? - Bitte, Herr Thomas aus Westfalen-Lippe.

Dr. Thomas, Westfalen-Lippe:

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Die Reisemedizin ist ein breites Fach, das in vielen Spezialitäten untergebracht sein muss. Es entstünde ein Engpass, wenn man es nur bei der Tropenmedizin ansiedeln würde. Ich bitte Sie, diesem Antrag nicht zuzustimmen.

(Beifall)

Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:

Schönen Dank
. Möchte jemand den Antrag verteidigen? - Bitte schön, Herr Professor Reisinger.

Prof. Dr. Reisinger, Mecklenburg-Vorpommern:

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr verehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, deren Vorsitzender ich bin, hat im Konsens mit anderen Fachgesellschaften die curriculäre Fortbildung in medizinischer Reiseberatung bzw. Reisegesundheitsberatung für alle niedergelassenen Ärzte beantragt und gleichzeitig auch die Umbenennung der Zusatzweiterbildung Tropenmedizin in „Tropen- und Reisemedizin“. Die Schaffung der curriculären Fortbildung für niedergelassene Ärzte wurde von uns beantragt, damit die medizinische Reiseberatung in der Hand der niedergelassenen Ärzte und nicht beispielsweise in der Hand der Apotheker liegt, damit die privatärztliche Abrechnung durch niedergelassene Ärzte und auch die Führbarkeit auf dem Praxisschild gewährleistet sind. Durch die Schaffung einer acht- bzw. 32-stündigen, teilweise kostenlosen Fortbildung durch die DTG, in Deutschland von bisher über 15 000 Ärzten absolviert, gelang es, die Letalität der Malaria von 2,4 Prozent im Jahre 1999 auf 0,2 Prozent im Jahre 2002 zu senken.

Die Reisemedizin ist nicht nur die medizinische Reiseberatung vor der Reise, sondern auch die komplexere Diagnostik und Therapie nach der Reise, beispielsweise der fiebernde Patient. Das ist integraler Bestandteil der Tropenmedizin.

Der Patient mit einem Beinbruch nach einer Nordamerikareise gehört nicht zum Reisemediziner, der gehört zum Unfallchirurgen. Der Patient, der von einer Reise mit einem dekompensierten Diabetes mellitus zurückkommt, gehört zum Allgemeinmediziner oder zum Diabetologen, aber ebenfalls nicht zum Reisemediziner.

Der Weiterbildungsausschuss der Bundesärztekammer hat ursprünglich die Vorschläge der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin unterstützt und übernommen. Vor circa drei Wochen kam das Suffix „- und Reisemedizin“ abhanden. Ich ersuche Sie daher höflich im Namen der DTG und der den Konsensus tragenden Fachgesellschaften - das sind die Deutsche Gesellschaft für Touristikmedizin, die Bayerische Gesellschaft für Reisemedizin, die Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrtmedizin und viele andere - um Ihre Zustimmung zur Umbenennung der Zusatzweiterbildung Tropenmedizin in „Tropen- und Reisemedizin“.

Danke schön.

(Beifall)

Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:

Vielen Dank, Herr Kollege Reisinger. Wir können jetzt über den Antrag auf Drucksache Nr. II-79 abstimmen. Wer möchte dem Antrag zustimmen? - Wer ist dagegen? - Das ist die Mehrheit. Wer enthält sich? - Der Antrag ist abgelehnt. Sind hier oben alle einer Meinung? - Das ist der Fall.

© 2003, Bundesärztekammer.