Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der
Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:
Dann kann ich den Antrag
auf Drucksache Nr. II-34 aufrufen:
Der 106. Deutsche Ärztetag fordert die
Landesärztekammern auf, die OP-Kataloge in den Weiterbildungsordnungen an die
realistischen OP-Zahlen anzugleichen.
Das betrifft natürlich auch gleich die Bundesebene. Ich
frage: Möchte dazu jemand diskutieren?
(Zurufe: Vorstandsüberweisung!)
- Es wird Vorstandsüberweisung beantragt.
(Zuruf: Nein!)
- Darüber können wir ja abstimmen. Wer möchte den Antrag
an den Vorstand überweisen?
(Zuruf)
- Frau Schlang, wollten Sie dazu noch reden? Ich habe
keine Wortmeldung von Ihnen.
(Erneuter Zuruf)
- Ein Antrag ist ja schon zum Tagesordnungspunkt V
verlagert. Wir haben von Ihnen jetzt noch die Anträge 33, 34 und 35. Sie
möchten zusammengefasst zu allen drei Anträgen sprechen? - Bitte schön, Frau Schlang.
Schlang, Hessen:
Ich beginne mit dem Antrag 33.
Dort geht es um die Weiterbildungsinhalte für Teilzeitbeschäftigte. Das ist
etwas schwierig zu verstehen. Der Inhalt bedeutet Folgendes. Mir ist häufiger
zu Ohren gekommen, dass Inhaberinnen und Inhaber von Teilzeitstellen, also
50-Prozent-Stellen, sechs Dienste im Monat machen müssen, Freizeitausgleich
nehmen müssen, dann sind sie noch zwei Vormittage in der Klinik - das war dann
ihre Weiterbildungsstelle. Deshalb zielt der Antrag darauf ab, dass die Dienste
den eingeschränkten Arbeitszeiten angepasst werden. Wenn also bei einer
Vollzeitstelle sechs Dienste üblich sind, sind es bei einer 50-Prozent-Stelle
eben nur noch drei Dienste. Die Vermittlung der Weiterbildungsinhalte muss
gewährleistet sein. Das halte ich für einen sehr sinnvollen Antrag.
(Vereinzelt
Beifall)
Ich weiß nicht, warum wir den Antrag bezüglich der
OP-Inhalte an den Vorstand überweisen sollten. Wir können hier darüber
abstimmen. Aufgrund der DRG-Fallzahlen können wir genau sagen: Es gibt
40 000 Appendixoperationen im Jahr; wenn wir das durch die Anzahl der an
der Weiterbildung Beteiligten teilen, haben wir realistische Fallzahlen.
Der Antrag 35 beschäftigt sich mit den Kosten für die
Weiterbildung. Ich weiß, dass es in der Ärztekammer Berlin ein solches Projekt
gibt, bei dem die Kosten der einzelnen Weiterbildungsgänge ermittelt werden.
Ich denke, das müsste in Zusammenarbeit mit der AWMF durchaus möglich sein.
Ich möchte Frau Bühren loben. Sie hat eine Checkliste für
die Weiterbildung herausgegeben. Das ist ein sinnvolles Projekt, durch das
bestimmte Dinge angesprochen werden. Ich wäre froh gewesen, wenn ich zu Beginn
meiner Weiterbildung so etwas in der Hand gehabt hätte. Dann wäre ich
sicherlich zielstrebiger damit umgegangen.
Vielen Dank.
(Vereinzelt
Beifall)
Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der
Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:
Schönen
Dank, Frau Schlang. Jetzt bitte Frau Gitter.
Dr. Gitter, Bremen:
Herr Präsident! Wenn Sie
gestatten, möchte ich alle drei Anträge in cumulo zur Ablehnung empfehlen. Ich
will das kurz begründen. Wir bemühen uns ja gerade, dass die OP-Kataloge nicht
in den Regelungsteil der (Muster‑)Weiterbildungsordnung kommen, sondern
bestenfalls in die Richtlinien oder als Anhang. Frau Schlang hat zu Recht
gefordert, dass die Vermittlung dessen sichergestellt sein muss, was inhaltlich
erforderlich ist. Das kann man nicht durch Berechnung regeln, sondern man muss
zunächst einmal schauen, was notwendigerweise zu erlernen ist. Das muss in den
jeweiligen Landesärztekammern bei der Erteilung der Befugnisse entweder für den
Weiterbilder
oder, sofern die Kammer dazu berechtigt ist, für die Weiterbildungsinstitution
überprüft werden. An dieser Stelle ist es ganz sicher falsch. Deshalb muss man
es ablehnen.
Zu Antrag 95 meine ich: Er kostet viel Geld. Die Situation
ist sehr differenziert. Die individuelle Situation der Weiterzubildenden ist so
unterschiedlich, dass die Annahme des Antrags nicht zielführend wäre. Um es
ganz deutlich zu sagen: Hier würde Geld verschwendet, das wir für andere Dinge
viel besser gebrauchen könnten.
(Beifall)
Der Antrag 33 betrifft ein vielschichtiges Problem. Das
Problem der vielen Nachtdienste auch der Teilzeitbeschäftigten lässt sich auf
diese Weise nicht regeln, sondern nur über die Arbeitsvertragsgestaltung, die
Arbeitszeitgestaltung und die Tarifvertragsgestaltung, wie das der Marburger
Bund seit Jahren versucht. Es besteht auch bei teilzeitbeschäftigten
Kolleginnen und Kollegen eine gewisse Holschuld, sich dafür einzusetzen, dass
man die Inhalte erbringen muss. Manchmal geht das eben nur zu bestimmten
Arbeitszeiten.
Das ist ein Problem, dem übrigens auch ich unterworfen
bin. Aber es ist zu lösen. Dazu bedarf es auch der Mitarbeit des
Weiterzubildenden bzw. der Weiterzubildenden.
Danke schön.
(Beifall)
Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der
Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:
Schönen
Dank, Frau Gitter. Jetzt bitte Herr Mitrenga.
Dr. Mitrenga, Nordrhein:
Herr Präsident! Meine sehr
verehrten Damen und Herren! Frau Schlang, sosehr verständlich ist, was Sie
wollen, geht Ihr Ziel doch in die falsche Richtung. Ich bitte Sie, nicht die
Landesärztekammern anzusprechen, denn dann haben wir am Schluss 17 verschiedene
Zahlen. Das geht nicht. Das muss schon im Rahmen der Ständigen
Konferenz und im Wege der gemeinsamen Beratung geregelt werden.
Hoffentlich meinen Sie nicht, was Sie hier geschrieben
haben. Wenn Sie als realistische Zahl die Summe aller Operationen, geteilt
durch die Zahl der in Weiterbildung Befindlichen, ansehen und daran die
Qualität messen - das geht nicht. Richtig ist meiner Meinung nach, dass wir
sagen: Wir müssen gegriffene Zahlen ablehnen. Wir müssen uns aber doch bemühen,
auch bei dem Zahlenfetischismus, der im Moment überall herrscht, bei der
Realität zu bleiben. Die Zahlen hinsichtlich der Brustzentren haben wir ja auch
nicht so ohne weiteres akzeptiert. So sollten wir auch hier keine gegriffenen
Zahlen akzeptieren.
Entscheidend ist doch wohl, dass wir sagen: Wie oft muss
man eine Operation gemacht haben, damit man es beherrscht? Die Ständige Konferenz trifft sich am 24. oder 25. Juni
dieses Jahres und will realistische Zahlen erarbeiten.
Noch etwas: Diese Zahlen sind nicht Bestandteil der
Satzung. Damit sind sie als Richtlinien flexibel und wir können sie von Jahr zu
Jahr anpassen. Das ist schon deshalb erforderlich, weil sich die Methodik
dauernd ändert.
Ich bitte Sie, den Antrag 34, sofern Sie ihn nicht
ablehnen, an den Vorstand zu überweisen, damit er in den Weiterbildungsgremien
entsprechend der Intention von Frau Schlang nicht untergeht. Ihre Intention
finde ich richtig.
(Beifall)
Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der
Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:
Danke schön. Jetzt bitte
Herr Thierse. - Hat sich erledigt. Dann bitte Herr Emminger.
Dr. Emminger, Bayern:
Sehr geehrtes Präsidium!
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich spreche für den Antrag 33, allerdings mit
einer Änderung. Ich möchte der Antragstellerin diese Änderung empfehlen. Es
müsste eigentlich heißen, dass wir alle aufgefordert sind, an die Kostenträger,
an die Krankenhausträger heranzutreten, dass die Weiterbildungsinhalte bei den
Teilzeitbeschäftigten in der entsprechenden Zeit vermittelt werden können. Was
Frau Kollegin Schlang aufgeführt und vielleicht nicht
ganz klar vermittelt hat, ist ein ganz zentrales Anliegen. Man kann die
Weiterbildung für Teilzeitbeschäftigte dadurch erschweren, dass man sie ständig
in den Nachtdienst schickt. Dagegen können die Kolleginnen und Kollegen nichts
tun.
Von uns muss der Appell
ausgehen, dass die Weiterbilder, die Krankenhausträger, die Tarifparteien dafür
Sorge tragen. Ich bitte die Antragstellerin, diese Änderung zu übernehmen. Dann
bitte ich das Plenum, dem so geänderten Antrag zuzustimmen.
Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der
Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:
Danke.
Es handelt sich ja nicht um eine Änderung der (Muster-)Weiterbildungsordnung.
Wir kommen zur Abstimmung über
den Antrag auf Drucksache Nr. II-34. Danach sollen die
Landesärztekammern - Herr Mitrenga meint: über die Bundesärztekammer -
aufgefordert werden, die OP-Kataloge in den Weiterbildungsordnungen an die
realistischen OP-Zahlen anzugleichen.
(Zuruf: Vorstandsüberweisung!)
- Es wird Vorstandsüberweisung
beantragt. Wer möchte diesen Antrag an den Vorstand überweisen? - Wer möchte
das nicht tun? - Das Erste war die Mehrheit. Wer enthält sich? - Dann ist der
Antrag an den Vorstand überwiesen.
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