TOP II : Novellierung der (Muster-)Weiterbildungsordnung

3. Tag: Donnerstag, 22. Mai 2003 Nachmittagssitzung

Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:

Damit kommen wir zum Antrag 84 von Frau Dr. Bühren als Mitglied des Vorstands der Bundesärztekammer. Bitte schön, Frau Bühren.

Dr. Bühren, Vorstand der Bundesärztekammer:

Liebe Kollegen und liebe Kolleginnen! Ich spreche zum Antrag 84. Wir haben die Weiterbildung gerade mit viel Herzblut erarbeitet und jetzt auch beschieden, ganz häufig mit dem Argument, dass die Neuerungen attraktiv für den ärztlichen Nachwuchs sein sollen. Das ist dringend erforderlich und ein wichtiger Baustein. Die jungen Kolleginnen und Kollegen brauchen vor allen Dingen auch im Studium, wenn sie auf die Weiterbildung schauen, Orientierung und Unterstützung. Aber ich fordere das in diesem Antrag nicht nur von den anderen, sondern wir haben selber mit Studentinnen und Studenten, mit jungen Assistenzärztinnen und Assistenzärzten, mit Chefärzten und Chefärztinnen erarbeitet, worauf die jungen Kollegen bzw. die PJ-Studierenden achten können und was sie alles beachten sollten, bevor sie diejenige Weiterbildungsstelle für sich heraussuchen, die für sie die richtige ist. Das sollte nach dem Motto gehen: Eine gezielte Planung ist auch ein erfolgreicher Berufsweg. Wenn es diesen gelingt, ist es für diejenigen, die anschließend kommen, eine Ermutigung, selber diesen Beruf zu ergreifen.

Unser Problem ist nicht eine ausreichende Zahl von Erstsemestern - der Wunschberuf ist es ‑, aber 40 Prozent bleiben auf der Strecke, treten nicht in die Patientenversorgung ein. Da ich befürchte, dass das im nächsten Jahr noch schwieriger wird - in den fünf östlichen Bundesländern ist es schon sehr schwierig, in den anderen Bundesländern auch ‑, plädiere ich hier dafür, dass wir dies im nächsten Jahr zu einem Thema machen: Wie können wir verhindern, dass der Ärzte- und Ärztinnenmangel weiter voranschreitet?

(Beifall)

Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:

Schönen Dank
, Frau Bühren. Gibt es weitere Wortmeldungen? - Bitte, Herr Kunze.

Prof. Dr. Kunze, Bayern:

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Frau Kollegin Bühren hat Ihnen eben erläutert, dass die Hauptzielrichtung ihres Antrags ist, zur Attraktivität des Arztberufs beizutragen und eine Hilfestellung für die junge Generation zu geben. Wenn dies das Ziel ist, dann ist dieser Antrag, wie er hier vorliegt, von einer nicht zu überbietenden Dürftigkeit. Im zweiten Absatz des Antrags heißt es:

... die Hauptprobleme der Studierenden mit Lehre, Ausbildung am Krankenbett und in der Arzt-im-Praktikum-Phase möglichst umgehend zu verringern.

Welche Probleme sind es denn? Sie müssen angesprochen werden!

Im letzten Absatz des Antrags ist die Rede von einer „orientierenden Begleitung auf dem individuellen Berufsweg“. Liebe Kolleginnen und Kollegen, wenn ich meinen jungen Studenten im ersten Semester diesen Antrag mit dem Hinweis vorlegen würde, dass ich vom Deutschen Ärztetag in Köln komme, wo man etwas für sie getan hat, bekäme ich ihn um die Ohren gehauen.

Der Antrag enthält auch eine falsche Aussage. Es stimmt nicht, dass 40 Prozent der Erstsemester bis zum Beginn der Weiterbildung aufgeben. Ich kann nur an Frau Kollegin Bühren appellieren, diesen Antrag zurückzuziehen, denn er ist kontraproduktiv zur Erreichung ihres Ziels. Wir können den Antrag auch ablehnen. Ich erwarte von einem Mitglied des Vorstands der Bundesärztekammer, dass zu dieser Thematik ein vernünftiger Antrag vorgelegt wird.

Danke.

(Beifall)

Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:

Danke. Wir können Frau Bühren fragen, da es sich nicht um eine konkrete Änderung der Weiterbildungsordnung handelt - es geht hier ja um die (Muster‑)Weiterbildungsordnung ‑, ob man über diesen Antrag nicht noch einmal unter dem Tagesordnungspunkt V - Tätigkeitsbericht - diskutieren sollte. Dann können wir in aller Ruhe darüber sprechen. Wir befinden uns jetzt in einem Stadium, dass wir von der (Muster‑)Weiterbildungsordnung genug gesättigt sind. Manche Delegierte empfinden schon Vorfreude auf den Tagesordnungspunkt Finanzen oder Ähnliches.

(Heiterkeit)

Frau Dr. Bühren ist bereit, den Antrag in Tagesordnungspunkt V zu verlagern. Wir werden ihn dort noch einmal behandeln und ihn jetzt beiseite legen.

© 2003, Bundesärztekammer.