Dr. Hansen, Nordrhein:
Herr Präsident! Liebe
Kolleginnen und Kollegen! Es ist wahrscheinlich kein Zufall, dass unter den
fünf ersten Wortmeldungen drei aus
Nordrhein-Westfalen kommen. Das macht ein bisschen deutlich, dass uns dieses
Thema in der Nähe zu den Niederlanden und Belgien schon seit längerem etwas
heftiger interessiert und auf den Nägeln brennt. Das hängt vielleicht auch
damit zusammen, dass Herr Kollege Schindler
momentan in Nordrhein arbeitet und dass Herr Professor Klaschik aus Bonn
stammt. Auch unser Landesgesundheitsministerium hat sich diesem Thema sehr
intensiv zugewandt.
Ich hatte im vergangenen Jahr das Vergnügen, in Maastricht
auf einer Konferenz der drei Euregio-Länder Niederlande, Belgien und
Deutschland die deutsche Position zur Sterbehilfe bzw. Euthanasie klarzustellen
und, wie ich fast sagen möchte, ein wenig zu verteidigen. Ich bin dem Deutschen
Ärztetag sehr dankbar, dass er dieses Thema auf die Agenda genommen hat und
dass wir auf diese Art und Weise ein wenig Nachdenklichkeit in unser
Tagesgeschäft bringen.
Das Ministerium - Herr Professor Klaschik hat es
angedeutet - arbeitet sehr intensiv und prägend an der Strukturierung. Insofern
ist es höchste Zeit, dass wir uns dort einklinken und in der
Versorgungsrealität zusehen, die Weichen richtig zu stellen. Ich glaube, es ist
in der Tat entscheidend, dass wir die hausärztliche Versorgungsebene fit und
stark machen, sich dieses Themas anzunehmen. Es war eine Schnapsidee zumindest
unseres Ministeriums, zu glauben, im letzten Schritt könne man das Thema über
Schwerpunktpraxen abarbeiten.
Herr Professor Klaschik und ich haben uns in den
entsprechenden Arbeitsgruppen dafür eingesetzt, dass es Konsiliardienste an der
Schnittstelle zum stationären Bereich geben muss. Wenn es dazu kommt, müssen
diese Patienten in Hospizen oder in palliativmedizinischen Stationen weiter
versorgt werden, ansonsten zu Hause durch den Hausarzt.
Dieses Miteinander kann mit Blick auch auf das, was an
neuer integrativer Versorgung möglich ist, sinnvoll gestaltet werden, indem wir
die Hausärzte stark machen, dass es einfach zum Ehrenkodex gehört, dass jeder
Hausarzt nicht nur palliative Therapie betreibt, sondern die palliativmedizinische
Idee verinnerlicht.
Die Konsiliarärzte müssen wir an der Schnittstelle zum
stationären Bereich positionieren, damit sie in den ambulanten Bereich hinein
konsiliarisch wirken können. So können wir im Sinne der Betroffenen eine
Weiterentwicklung vorantreiben. So können wir auch den Problemen der
Demographie und des medizinischen Fortschritts gerecht werden.
Ich unterstütze den Antrag des Vorstands der
Bundesärztekammer, fordere uns aber auf, in der Bedarfsplanung, wie Herr
Schindler sie angesprochen hat, genau hinzuschauen, was zukünftig im
stationären Bereich und was in den ambulanten Strukturen notwendig ist, damit
dort die Weichen richtig gestellt werden und wir nicht falsch platziert
investieren.
Lassen Sie von diesem Ärztetag ein Signal von Humanität
und dem Recht auf menschenwürdiges Sterben aussenden und uns dazu verpflichten.
Danke schön.
(Beifall)
Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe,
Präsident der
Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:
Vielen Dank, Herr Hansen.
Als nächste Rednerin Frau Dr. Mehlhorn.
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