TOP III : Palliativmedizinische Versorgung in Deutschland

3. Tag: Donnerstag, 22. Mai 2003 Vormittagssitzung

Dr. Hansen, Nordrhein:

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist wahrscheinlich kein Zufall, dass unter den fünf ersten Wortmeldungen drei aus Nordrhein-Westfalen kommen. Das macht ein bisschen deutlich, dass uns dieses Thema in der Nähe zu den Niederlanden und Belgien schon seit längerem etwas heftiger interessiert und auf den Nägeln brennt. Das hängt vielleicht auch damit zusammen, dass Herr Kollege Schindler momentan in Nordrhein arbeitet und dass Herr Professor Klaschik aus Bonn stammt. Auch unser Landesgesundheitsministerium hat sich diesem Thema sehr intensiv zugewandt.

Ich hatte im vergangenen Jahr das Vergnügen, in Maastricht auf einer Konferenz der drei Euregio-Länder Niederlande, Belgien und Deutschland die deutsche Position zur Sterbehilfe bzw. Euthanasie klarzustellen und, wie ich fast sagen möchte, ein wenig zu verteidigen. Ich bin dem Deutschen Ärztetag sehr dankbar, dass er dieses Thema auf die Agenda genommen hat und dass wir auf diese Art und Weise ein wenig Nachdenklichkeit in unser Tagesgeschäft bringen.

Das Ministerium - Herr Professor Klaschik hat es angedeutet - arbeitet sehr intensiv und prägend an der Strukturierung. Insofern ist es höchste Zeit, dass wir uns dort einklinken und in der Versorgungsrealität zusehen, die Weichen richtig zu stellen. Ich glaube, es ist in der Tat entscheidend, dass wir die hausärztliche Versorgungsebene fit und stark machen, sich dieses Themas anzunehmen. Es war eine Schnapsidee zumindest unseres Ministeriums, zu glauben, im letzten Schritt könne man das Thema über Schwerpunktpraxen abarbeiten.

Herr Professor Klaschik und ich haben uns in den entsprechenden Arbeitsgruppen dafür eingesetzt, dass es Konsiliardienste an der Schnittstelle zum stationären Bereich geben muss. Wenn es dazu kommt, müssen diese Patienten in Hospizen oder in palliativmedizinischen Stationen weiter versorgt werden, ansonsten zu Hause durch den Hausarzt.

Dieses Miteinander kann mit Blick auch auf das, was an neuer integrativer Versorgung möglich ist, sinnvoll gestaltet werden, indem wir die Hausärzte stark machen, dass es einfach zum Ehrenkodex gehört, dass jeder Hausarzt nicht nur palliative Therapie betreibt, sondern die palliativmedizinische Idee verinnerlicht.

Die Konsiliarärzte müssen wir an der Schnittstelle zum stationären Bereich positionieren, damit sie in den ambulanten Bereich hinein konsiliarisch wirken können. So können wir im Sinne der Betroffenen eine Weiterentwicklung vorantreiben. So können wir auch den Problemen der Demographie und des medizinischen Fortschritts gerecht werden.

Ich unterstütze den Antrag des Vorstands der Bundesärztekammer, fordere uns aber auf, in der Bedarfsplanung, wie Herr Schindler sie angesprochen hat, genau hinzuschauen, was zukünftig im stationären Bereich und was in den ambulanten Strukturen notwendig ist, damit dort die Weichen richtig gestellt werden und wir nicht falsch platziert investieren.

Lassen Sie von diesem Ärztetag ein Signal von Humanität und dem Recht auf menschenwürdiges Sterben aussenden und uns dazu verpflichten.

Danke schön.

(Beifall)

Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:

Vielen Dank, Herr Hansen. Als nächste Rednerin Frau Dr. Mehlhorn.

© 2003, Bundesärztekammer.