Wagenknecht, Niedersachsen:
Sehr geehrter Herr
Präsident! Meine Damen und Herren! Ich spreche das erste Mal vor dem Deutschen
Ärztetag. Ich möchte mich kurz vorstellen: Ich heiße Jens Wagenknecht, komme
aus Varel im Landkreis Friesland, bin niedergelassener Hausarzt und Mitglied
des Fortbildungsausschusses der Ärztekammer Niedersachsen.
Die Aufgabe des Fortbildungsausschusses ist es unter
anderem, die üblicherweise angebotenen Veranstaltungen in ihrer Wertigkeit als
Fortbildung zu bewerten. Es ist schon schlimm - das haben auch die Vorredner
gesagt -, dass größere Veranstaltungen ohne externes Sponsoring nicht zu
finanzieren sind. Aber das, was dem Ärztetag zur Änderung der Berufsordnung
jetzt vorliegt, ist der Versuch, die Annahme eines geldwerten Vorteils als
Gegenleistung für die passive Teilnahme an Veranstaltungen als Fortbildung zu
verkaufen. Das ist reines Marketing und wird es immer bleiben. Machen wir uns
nichts vor: Wir machen uns in den Augen der Patienten und natürlich auch der
Politiker mit diesem Paragraphen der Berufsordnung lächerlich. Alle Versuche,
mit dem freiwilligen Fortbildungszertifikat dem Druck der Politik etwas aus der
Ärzteschaft entgegenzusetzen, werden hier auf den Kopf gestellt.
Glauben Sie mir: Patienten und Politiker haben ein feines
Gespür dafür, wer die Rechnung bezahlt. Wollen Sie wirklich, liebe Kolleginnen
und Kollegen, dass wir die unmittelbaren Zuwendungen an die Kollegen
legalisieren? Ich glaube, § 32 der Berufsordnung regelt den Sachverhalt
völlig ausreichend. Lassen Sie uns hier bitte ein Signal setzen! Beenden Sie
die unselige Verbindung zwischen Fortbildung und industriellen Interessen!
Zumindest dürfen wir meiner Meinung nach diese Verbindung nicht ausdrücklich
als nicht berufswidrig festschreiben. Mit meinen Vorstellungen von ärztlicher
Berufsethik und -ordnung ist § 33 Satz 4, wie er hier vorliegt, nicht zu
vereinbaren. Bedenken Sie die Wirkung dieser Entscheidung nach außen, stimmen
Sie für den Antrag 7.
Danke schön.
(Beifall)
Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe,
Präsident der
Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:
Vielen Dank, Herr Kollege
Wagenknecht. Das Wort hat nun Herr Kollege Urban aus Berlin.
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