TOP IV : Novellierung einzelner Vorschriften der (Muster-) Berufsordnung

4. Tag: Freitag, 23. Mai 2003 Vormittagssitzung

Dr. Bühren, Vorstand der Bundesärztekammer:

Es passt sehr gut, dass ich jetzt an der Reihe bin, weil ich als Mitglied des Ausschusses und der Ständigen Konferenz „Berufsordnung“ zu diesem Paragraphen etwas sagen möchte. Herr Kühn hat gerade gesagt, dass sich gegebenenfalls die Arbeit speziell im ländlichen Bereich nur schwer aufrechterhalten lässt. Es gibt auf dem Lande sowieso schon einen Mangel an Hausärztinnen und Hausärzten. Wir müssen hier eine Güterabwägung vornehmen: Wollen wir denen, die sich wegen familienfeindlicher Regelungen nicht niederlassen wollen, auch nicht die Möglichkeit eröffnen, sich niederzulassen? Oder sagen wir: Wir nehmen die - wie Herr Flenker es so schön formuliert hat - gelebte Emanzipation von Männern in Kauf, damit wir mehr Kolleginnen und Kollegen in die Niederlassung bekommen?

Bei uns in Bayern ist das inzwischen ein Problem. In den östlichen Bundesländern ist es auf jeden Fall ein Problem.

Ich möchte noch einige Pro-Argumente vortragen. Zum einen wurde mir mitgeteilt, dass die Regelung, die jetzt vorgesehen ist, in vielen KVen in Einzelfällen - es handelt sich ja auch nur um Einzelfälle - exakt so praktiziert wird. Man schreibt also etwas bereits Existierendes nur fest.

Zum anderen müssen Sie bedenken: 40 Prozent aller Akademikerinnen bekommen aufgrund der familienfeindlichen Arbeitsbedingungen keine Kinder mehr. Das betrifft auch die Ärzte, die mit Ärztinnen zusammenleben. Ganz entscheidend ist: Wir brauchen diese positiven Anreize. Wir müssen umdenken. Ich bin selber KV-Delegierte und weiß, dass der ärztliche Bereitschaftsdienst ein Riesenproblem ist, speziell deshalb, weil die jüngere Generation nicht mehr diese totale Aufopferung in der Niederlassung will. Wir haben hier ein großes Problem. Ich hoffe, dass wir es gemeinsam schaffen, in den nächsten Jahren neue Modelle zu entwickeln, wie wir auf der einen Seite die Aufrechterhaltung der Versorgung sicherstellen können und wie wir auf der anderen Seite die Anreize schaffen können, dass sich genügend Kolleginnen und Kollegen niederlassen wollen.

(Beifall)

Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:

Schönen Dank, Frau Bühren. Über das Thema, warum Akademiker weniger Kinder bekommen, wollen wir lieber nicht diskutieren. Das gehört auch nicht zum Thema Berufsordnung. Es wäre eine interessante Diskussion. - Das Wort hat jetzt der Kollege Datz aus Baden-Württemberg.

© 2003, Bundesärztekammer.