Prof. Dr. Griebenow, Nordrhein:
Herr Präsident!
Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Ist das freiwillige Fortbildungszertifikat
ein Papiertiger? Manche haben den Eindruck - mein Vorredner hat das betont -:
Wenn man die Vielzahl der Kategorien sieht, wenn man die Differenzierungen und
die Obergrenzen betrachtet, könnte man meinen, dieses System sei überwiegend in
Bürokratenhirnen entstanden.
Der Senat hat seit dem Ärztetag in Cottbus eine äußerst
dynamische Arbeit geleistet. Er hat versucht, die Vielgestaltigkeit der
Fortbildungslandschaft aufzugreifen und in handhabbare Vorgaben umzusetzen. Wir
versuchen, nicht den Weg zu gehen, den der Regierungsentwurf im Augenblick
beschreitet, indem nicht mehr der einzelne Arzt darüber entscheidet, was für
ihn richtig ist. Wir wollen nicht den Weg der intellektuellen Entmündigung
gehen. Wir glauben nicht, dass es am besten wäre, der Staat würde dirigistisch
sozusagen einen nationalen Erkenntnisrat ins Leben rufen, der uns mithilfe des
Nürnberger Trichters erklärt, was wir denken sollen. Ich wehre mich entschieden
gegen diesen Identitätswandel auf dem Weg der Fortbildung, der dazu führt, dass
wir als akademisch gebildeter Beruf später zu einem Lernberuf verkommen, dem gesagt
wird, wie es gemacht wird, und der dies dann nur noch umzusetzen hat.
Es handelt sich bei der Aufrechterhaltung der Freiwilligkeit
nicht um ein Schwächemoment, um ein Beharrungsvermögen der ewig Gestrigen, die
gern die Freiheit hätten, wo Transparenz herrschen soll, sondern sie ist die
unabdingbare Voraussetzung dafür, dass wir weiter, wenn es uns die Politik denn
erlaubt, unsere Fortbildungsinhalte frei wählen können.
(Zustimmung)
Der Senat hat seine Aufgabe wahrgenommen, auch noch die
Vielgestaltigkeit der Fortbildungslandschaft aufzugreifen und die Kriterien,
die Ihnen im Augenblick verwirrend erscheinen, dynamisch weiterzuentwickeln.
Diese Aufgabe ist sehr aktiv und sehr dynamisch auch weiterhin zu erfüllen. Wir
tun das im Dienst für unsere Kolleginnen und Kollegen, bei denen wir nach einer
Erhebung, die wir in der Ärztekammer Nordrhein durchgeführt haben, davon
ausgehen können, dass sie 80 Prozent der Fortbildung, die sie zumindest in
Präsenzveranstaltungen ableisten, in der Freizeit absolvieren. Ich finde, dies
ist ein besonders beredter Beweis für unseren Fortbildungswillen und unsere
Fortbildungsintensität.
Vielen Dank.
(Beifall)
Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe,
Präsident der
Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:
Schönen Dank, Herr
Griebenow. Jetzt hat sich Herr Rohde aus Nordrhein zur Geschäftsordnung
gemeldet. Bitte schön.
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