Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der
Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:
Wir kommen jetzt zum Thema
Qualitätssicherung. Dazu liegt der Antrag 28 vor. Gibt es eine Gegenrede? -
Bitte, Herr Jonitz, Präsident der Ärztekammer Berlin.
Dr. Jonitz, Vorstand der Bundesärztekammer:
Herr
Präsident! Meine Damen und Herren! Der Antrag ist sicherlich gut gemeint. Er
will darstellen, dass dort, wo Ärzte tätig sind, Qualität vorhanden ist. Leider
macht Frau Schlang den taktischen Fehler, die Forderung aufzustellen, dass
Transparenz über die Ergebnisqualität der ärztlichen Arbeit ein Kernbestandteil
einer solchen Qualitätsoffensive sein soll. Da sind zwei Tücken zu
berücksichtigen. In den Ländern, in denen das bereits gemacht wird, führt das
zu einer Risikoselektion. Riskante Operationen werden einfach nicht mehr
durchgeführt. Das geht zulasten der Patienten. Statistiken werden geschönt. Man
hat in den Vereinigten Staaten nachgewiesen, dass sich die Patienten zwar dafür
interessieren, gleichwohl die Wahl, in welches Krankenhaus sie gehen, nicht
unter diesem Gesichtspunkt treffen.
Ein grundlegenderer Fehler ist folgender; ich möchte es
mit den Worten eines englischen Chirurgen ausdrücken. Das Überleben eines
Patienten nach einer Operation hängt von drei Faktoren ab: erstens von der
Erkrankung, zweitens von der Operation und drittens von der Fähigkeit des
Patienten, beidem zu widerstehen, nämlich der Erkrankung und der Operation.
Wenn Sie als Arzt in einem sozial schwachen Umfeld tätig sind, haben Sie
automatisch eine höhere Risikoselektion Ihres Patientenguts. Damit stehen Sie
statistisch schlechter da, obwohl Sie möglicherweise in Ihrer Arbeit exquisit
sind.
Das Thema Ergebnisqualität reicht nicht aus. Deshalb bitte
ich, diesen Antrag abzulehnen oder gegebenenfalls an den Vorstand zu
überweisen.
Danke.
(Beifall)
Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der
Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:
Schönen Dank. Möchte Frau
Schlang oder sonst jemand den Antrag verteidigen?
Schlang, Hessen:
Es muss sich dabei nicht um der
Weisheit letzten Schluss handeln. Gerade wenn bekannt ist, dass es in sozial schwachen
Gebieten andere Daten und Fakten als in sozial höher gestellten Gebieten gibt,
kann man das durchaus mit einrechnen. Es soll ja nur ein erster Schritt in
diese Richtung sein, um der Politik aus unseren Reihen etwas entgegenzusetzen.
Es muss ja nicht für die nächsten hundert Jahre so bleiben, sondern es kann
durchaus weiterentwickelt werden.
Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der
Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:
Schönen Dank. Mich
irritiert etwas, dass die Landesärztekammern aufgefordert werden, eine
Qualitätsoffensive zu „beginnen“. Das sieht so aus, als sei bisher noch nichts
passiert.
(Vereinzelt
Beifall)
Herr Jonitz hat den Antrag gestellt, den Antrag an den
Vorstand zu überweisen. Darüber müssen wir zunächst abstimmen. - Jetzt hat aber
zunächst Herr Peters noch einen Geschäftsordnungsantrag.
Dr. Peters, Rheinland-Pfalz:
Verehrte Kolleginnen
und Kollegen! Am besten ist es, wir beschließen Nichtbefassung. Wir befassen
uns mit Qualität; wir brauchen dafür diesen Antrag nicht.
(Beifall)
Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der
Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:
Danke schön. Dann kommen
wir jetzt zur Abstimmung über den Antrag auf Drucksache V-28. Der
weitestgehende Antrag ist derjenige auf abstimmungsmäßige Nichtbefassung. Das
heißt, Sie möchten sich mit diesem Antrag abstimmungsmäßig nicht beschäftigen,
inhaltlich wohl. Wer ist für abstimmungsmäßige Nichtbefassung? - Wer ist
dagegen? - Das sind weniger. Damit ist die Nichtbefassung beschlossen.
Wir kommen jetzt zur Thematik Krankenhaus. Dazu gibt es
die Anträge 16, 18, 55 und 32.
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