Prof. Dr. Dr. h.
c. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:
Wir kommen jetzt zu Tagesordnungspunkt I zurück. Der
Vorteil, dass wir den Tagesordnungspunkt IV zwischendurch aufgerufen haben, ist
enorm, denn gegenüber dem, was wir an sich gedacht haben, nämlich dass das ein
Berichtstagesordnungspunkt mit kleinen Dingen sei, hat sich herausgestellt,
dass die Weiterbildungsordnung wohl eines der Hauptthemen auf diesem Deutschen
Ärztetag sein wird. Wir dachten, dass wir eine Weiterbildungsordnung
verabschiedet haben, die vielfach schon im Landesrecht verankert ist. Aber
dieses Thema scheint so viel Virulenz und Dynamik zu besitzen, dass wir noch
insgesamt 23 Wortmeldungen und 22 Anträge haben. Dabei kann es sich beim besten
Willen nicht nur um Betriebsmedizin, Suchtmedizinische Grundversorgung und
Qualitätsmanagement handeln, sondern das muss weit darüber hinausgehen.
Insofern ist es sehr gut, dass wir uns bereits jetzt darüber informieren und
uns sorgfältig auf den weiteren Verlauf zu diesem Tagesordnungspunkt einstellen
können.
Ich hoffe, Ihnen liegen alle Anträge zum
Tagesordnungspunkt I umgedruckt vor. Ich bitte Sie, jetzt den Antrag I-1 des
Vorstands – das ist der Leitantrag – sowie die Anträge I-1a und I-1b zur Hand
zu nehmen. Antrag I-1a sieht folgende Änderung im dritten Spiegelstrich
auf Seite 3 des Vorstandsantrags vor:
Zielgruppenspezifische Prävention in der Arztpraxis, im
Krankenhaus und in übrigen Bereichen des Gesundheitswesens stärkt
Eigenverantwortung und Gesundheitskompetenz der Patienten …
Wer möchte diesem Änderungsantrag zustimmen? – Ist jemand
dagegen? – Enthält sich jemand? – Der Antrag ist angenommen.
Ich rufe den Antrag I-1b auf. Auf Seite 4 des
Antrags 1 soll folgender vierter Spiegelstrich angefügt werden:
Der 107. Deutsche Ärztetag fordert den Gesetzgeber auf,
umgehend eine Härtefallregelung im Rahmen des GMG zu verabschieden. Damit soll
eine Härtefallregelung für das jährliche Bruttoeinkommen, unterhalb der keine
Zuzahlungen, Praxisgebühr etc. zu leisten ist, festgelegt werden. Eine solche
Regelung soll die Situation von Obdachlosen, Suchtkranken, Pflegeheimbewohnern
mit kleinem Taschengeld und anderen Armen verbessern.
Das korrespondiert mit dem Satz auf der ersten Seite. Wer
möchte diesem Spiegelstrich zustimmen? – Wer ist dagegen? – Einzelne. Wer
enthält sich? – Auch Einzelne. Der Antrag ist angenommen.
Wer möchte dem so geänderten Antrag I-1 zustimmen?
– Wer ist dagegen? – Einzelne. Enthält sich jemand? – Drei Enthaltungen. Der
Antrag ist mit riesiger Mehrheit in der
geänderten Fassung angenommen. Vielen Dank.
Wir kommen zum Antrag I-2 des Vorstands. Die Überschrift lautet:
Politisch geschürte „Misstrauenskultur“ gefährdet Vertrauensgrundlage
unseres Gesundheitswesens
Dazu gibt es keine Änderungsanträge. Der Antrag ist
ziemlich lang; ich brauche ihn hoffentlich nicht vorzulesen. Sie haben ihn
mittlerweile studiert. Wer möchte diesem Antrag zustimmen? – Wer ist dagegen? –
Wer enthält sich? – Einzelne Enthaltungen. Gegenstimmen habe ich von hier aus
nicht wahrnehmen können. Der Antrag ist angenommen. Ich glaube, darüber
wird sich besonders Frau Dr. Auerswald freuen, denn sie ist diejenige, die die
Idee hatte, einen solchen Antrag einzubringen.
(Beifall)
Damit kommen wir zum Antrag I-3. Dieser
Antrag muss im Zusammenhang mit den Anträgen I-4 und den Anträgen I-8 gesehen
werden. Die Anträge 4 und 8 beschäftigen sich mit dem Thema Finanzierung. Eine
Teilmenge des Antrags 3 beschäftigt sich ebenfalls mit der Finanzierung. Das
ist auch einer der Gründe, warum Frau Gitter gebeten hat, über den Antrag 3
abschnittsweise abzustimmen. Ich schlage vor, dass wir wirklich nach einzelnen
Abschnitten abstimmen, damit Sie immer eine konkrete Aussage haben, zu der Sie
sich positiv oder negativ per Abstimmung äußern können.
Der erste Absatz lautet:
Im Jahre der Einführung des
Gesundheits-Modernisierungs-Gesetzes (GMG) sieht die deutsche Ärzteschaft die
Folgen für die Kranken und die Versicherten mit den Elementen der
Entsolidarisierung und finanziellen Belastung als gravierend und
änderungsbedürftig an.
Wer möchte diesem Satz zustimmen? – Wer ist dagegen? – Das
Erste war die Mehrheit. Wer enthält sich? – Dann ist das beschlossen.
Der zweite Absatz lautet:
Durch die Ausgrenzung von Leistungen aus der gesetzlichen
Krankenversicherung (GKV) und die erhöhten Zuzahlungen, von denen die
Praxisgebühr nur einen kleinen, aber erheblichen Teil darstellt, wird die Basis
eines solidarisch finanzierten Gesundheitssystems aufgegeben und die
paritätische Beitragszahlung weiter ausgehöhlt.
Wer möchte diesem Satz zustimmen? – Wer ist dagegen? – Das
müssen wir zählen; da sind wir uns hier oben einig. Ich frage also noch einmal:
Wer möchte diesem Satz zustimmen? – Wer möchte diesen Satz nicht beschließen? –
Gibt es Enthaltungen? – Einige Enthaltungen. Es ist gut, dass wir gezählt
haben, denn dieser Satz ist mit 93 : 94 abgelehnt.
(Beifall)
Der nächste Satz lautet:
In dieser Situation stehen die Kranken im Zentrum eines
Dreiecks aus Politik, Krankenkassen und Leistungsanbietern, die von allen
Seiten die stärkere finanzielle Belastung der Patienten anstreben.
Wer stimmt dem zu? – Wer ist nicht dafür? – Das ist die Mehrheit.
Dann entfällt dieser Satz.
Der nächste Satz lautet:
Die Politik versucht mit untauglichen Mitteln, die
wirtschaftliche Situation Deutschlands durch Entlastung der Arbeitgeber und
Belastung der Versicherten zu verändern – der Arbeitsplatzabbau geht jedoch
weiter.
(Zuruf:
Vorstandsüberweisung!)
– Ist das ernst gemeint? – Ja. Gibt es eine Gegenrede zur
Vorstandsüberweisung? – Formal. Wer möchte diesen Satz dem Vorstand überweisen?
– Wer möchte ihn nicht überweisen? – Dann stimmen wir hier ab. Wer möchte dem
vorgelesenen Satz zustimmen? – Wer ist dagegen? – Das ist die Mehrheit.
Enthaltungen? – Einige. Dann entfällt dieser Satz.
Der nächste Satz lautet:
Die Krankenkassen haben in Konkurrenz zueinander ihre
Funktion als Vertreter der Versicherteninteressen verloren und versuchen, ihre
desolate Finanzsituation durch Selektion der Versicherten zu verbessern.
Der Antrag auf Vorstandsüberweisung wird nicht gestellt.
Wir stimmen also ab. Wer ist dafür, dass wir dem zustimmen? – Wer ist dagegen?
– Ich verlese den Satz noch einmal:
Die Krankenkassen haben in Konkurrenz zueinander ihre
Funktion als Vertreter der Versicherteninteressen verloren und versuchen, ihre
desolate Finanzsituation durch Selektion der Versicherten zu verbessern.
Wer möchte dieser Aussage zustimmen? – Wer möchte dem
nicht zustimmen? – Das ist jetzt eindeutig die Mehrheit. Der Satz entfällt
also.
Wir kommen zum nächsten Absatz:
Ärzte beanspruchen die finanziellen Kräfte der Patienten
durch forcierte Angebote außerhalb der GKV-Leistungen: Zum Teil unnötige
Leistungen werden den Patienten als IGeL angedient, um die eigene Finanzkraft
zu stärken … Der Staat zieht sich im Krankenhaussektor aus seiner Verantwortung
weitgehend zurück.
(Zuruf)
– Ein Antrag zur Geschäftsordnung. Bitte schön,
Herr Kühn.
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