TOP II: Durch Quantität zu Qualität? – Folgen der Konzentration und Zentralisierung von medizinischer Versorgung für die Bevölkerung

Tag 2: Mittwoch, 19. Mai 2004 Vormittagssitzung

PD Dr. Birnbaum, Berlin:

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wenn ich auch sozusagen das Schlusslicht bin, möchte ich noch einen Aspekt in die Debatte einbringen und vor allem diejenigen, die es betrifft, um Mithilfe bitten. Mich hat sehr die Aussage angesprochen, dass wir gerade in Deutschland in unserer Versorgungsforschung derart große Defizite haben. Hier sind unsere Universitäten und Forschungsinstitute angesprochen und vor allen Dingen diejenigen Kolleginnen und Kollegen, die mit Patienten zu tun haben, nicht nur Soziologen, Public-Health-Forscher etc., die uns manche Studien bescheren, deren medizinische Grundlagen sehr dürftig sind.

Ich möchte meine Auffassung an folgendem Beispiel verdeutlichen. Als meine letzte Doktorandin ihre Urkunde erhielt, waren von 100 Themen, die bearbeitet wurden, zwei Themen mit Bezug auf die klinische Forschung. Wenn wir weiterhin unsere knappen ökonomischen Ressourcen für Forschungsentitäten verwenden und die Versorgungsforschung weiterhin ein Stiefkind bei unserer Tätigkeit ist, dann sollten wir uns fragen, woher es kommt, dass uns die Politik mit solchen Farcen wie den Mindestmengen überzieht.

Ich bitte Sie, unbedingt Ihr Augenmerk darauf zu lenken. Ich kann Ihnen aus eigener Erfahrung sagen, dass es sehr schwer ist, weil beispielsweise Probanden auch aus dieser Studie meiner Doktorandin es abgelehnt haben, daran
überhaupt teilzunehmen, weil sie Angst hatten, ihren Arbeitsplatz zu verlieren, bzw. weil sie Angst hatten, Urlaub nehmen zu müssen, um die gestellten Forderungen zu erfüllen.

Ich denke, wenn wir uns auf die Grundlagen besinnen, können wir vieles tun, um den Unsinn mit den Mindestmengen zu entkräften.

Ich danke Ihnen.

(Beifall)

Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:

Vielen Dank, Frau Kollegin Birnbaum. – Weitere Wortmeldungen liegen nicht mehr vor. Die beiden Referenten haben nun die Möglichkeit, ein Schlusswort zu sprechen. Als Erster bitte Herr Professor Geraedts.

© 2004, Bundesärztekammer.