Dr. Girth, Hessen:
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich habe den Eindruck: gestern
die Kür mit Herrn Hoppe und den schönen Reden – ich fand sie jedenfalls
sehr schön; dem Applaus nach zu urteilen, Sie wohl auch – und heute
die Pflicht. Gestern haben wir der Ministerin gezeigt, welchen Mist
sie uns vorgesetzt hat, und heute beeilen wir uns, schnell Regelungen
zu schaffen, damit das auch alles schön umgesetzt werden kann!
(Beifall)
Es tut mir Leid, aber das verstehe ich nicht. Ich
glaube, es ist kein Zufall, dass es hauptsächlich die Krankenhausärzte
sind, die zur Vorsicht mahnen. Ich glaube einfach, dass die niedergelassenen
Kollegen, wenn man überhaupt eine solche Trennung durchführen kann,
die Gefahren einfach nicht erkennen. Anders kann ich mir das Referat
von Herrn Flenker nicht erklären. Eigentlich heißt es ja: Zu den Chancen
und Risiken fragen Sie Ihren Arzt. Aber zu den Risiken habe ich viel
zu wenig gehört. Das ist der große Fehler dieses Referats gewesen.
Das bewirkt diese Unsicherheit. Wir hätten zu den einzelnen Punkten
gleichgewichtig die berechtigten Ängste und Kritiken wie auch die
Chancen hören sollen. Stattdessen habe ich hauptsächlich etwas von
kleinen Chancen gehört, dass man schön arbeiten kann, wenn man zwei
Kinder hat.
Das alles ist schön und gut. Es erinnert mich ein
wenig an die Autobahndiskussion aus der Zeit vor 1945. Ich akzeptiere
ja, dass die vorgeschlagenen Änderungen auch ein paar Vorteile haben.
Aber die großen Probleme, dass wir heute im Krankenhaus erleben, dass
sich Ärzte von ihrer mitbestimmenden Rolle sozusagen verabschiedet
haben und dass das Management bestimmt, was Sache ist, und dass die
DRGs dem Management das Werkzeug dafür an die Hand geben, werden mit
solchen Regelungen auf die ambulanten Zentren ausgedehnt. Weil wir
das im Krankenhaus erlebt haben, sind wir vielleicht besonders sensibel
dafür, dass wir das für die ambulante Versorgung nicht wollen.
Vielen Dank.
(Beifall) |