Dr. Bartmann, Vorstand
der Bundesärztekammer:
Herr Flenker hat keinen Hehl daraus gemacht, dass alle diese Rechtsnormen
geändert werden müssen. Wir haben gestern mit überwältigender Mehrheit
beschlossen, dass wir den Gesetzgeber auffordern wollen, genau in diesem
Sinne das SGB V zu ändern. Wenn wir jetzt erklären, der Gesetzgeber
solle das bitte tun, aber im Berufsrecht diesen Schritt nicht mitgehen,
dann machen wir uns aus meiner Sicht ein bisschen lächerlich.
Ich möchte nunmehr auf das zurückkommen, was von
einigen meiner Vorredner hier erklärt wurde. Es ist nicht allein die
Gesetzesänderung, die uns im Ausschuss dazu veranlasst hat, die Berufsordnung
ändern zu wollen, sondern es sind die Umstände, unter denen derzeit
schon seit langer Zeit und mit zunehmender Schärfe die Praxisinhaber
den Lebensunterhalt für sich und ihre Familie, für ihre Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter, teilweise auch noch für den Vermieter verdienen müssen.
Wenn Sie mich nach Risiken fragen, muss ich Ihnen
sagen: Wir haben ein Jahr gebraucht, um die Risiken auszuloten. Wir
haben in allen Gremien die Juristen entsprechend gefragt. Ich kann
Ihnen folgende Gewissheit vermitteln, sogar in weniger als zwei Minuten:
Wenn wir die Berufsordnung nicht ändern, sterben die Praxisinhaber
innerhalb ihres Schutzzaunes, den die Berufsordnung jetzt noch um
sie errichtet hat. Die Inhaber selbst möchten über diese Schutzzäune
steigen.
Ich hätte mir nie erlaubt, den Vergleich zwischen
Tante-Emma-Läden und der Industrie zu ziehen. Aber das hat der Herr
Präsident in einem Interview selbst getan. Kolleginnen und Kollegen,
Sie verhindern das Sterben der Tante-Emma-Läden nicht dadurch, dass
Sie den Inhabern verbieten, einen Supermarkt zu eröffnen.
(Beifall)
Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer
und des Deutschen Ärztetages:
Danke schön. – Ich darf zwischendurch eine Korrektur anbringen, weil
gesagt wurde, der Herr Bundespräsident habe gesagt, Ärzte seien keine
Unternehmer. Das hat er nicht gesagt. Er hat gesagt, Ärzte seien keine
Anbieter und Patienten seien keine Kunden. Ich glaube, das ist ein Unterschied.
Anbieter sind Leute, die sich aufdrängen, die etwas verkaufen wollen,
von dem die Leute eigentlich gar nicht wussten, dass sie das brauchen.
Das ist etwas anderes als ein Unternehmer. Als
nächster Redner bitte Herr Montgomery. |