Bodendieck, Sachsen:
Herr Präsident! Sehr geehrtes Auditorium! Als Hausarzt muss ich leider
beobachten, dass die Nachfragen seitens des MDK zumindest in Sachsen
in großer Permanenz und Penetranz erfolgen. Für unsere Begriffe einfache
Dokumentationen reichen dem MDK anscheinend nicht mehr aus, um Begutachtungen
durchführen zu können. Ich weiß nicht, warum es notwendig ist, dass
ich nach dem Ausstellen eines Rezepts für ein Blutzuckermessgerät,
auf dem ich schon genügend Begründungen aufgeführt habe, anschließend
vier Zettel zugeschickt bekomme, die ich ausfüllen muss. Hinsichtlich
der Verordnung orthopädischer Maßschuhe verfahre ich so, dass ich
das Formular gleich in der Praxis fotokopiere und mitschicke, damit
die Krankenkasse das Porto sparen kann und meine Freizeit nicht weiter
kürzt.
Aber das sind nicht die einzigen Fälle. Hier kennt
der Schwachsinn in der Tat keine Grenzen. In letzter Zeit schicken
die Krankenkassen vermehrt Nachfragen, wann die Patienten denn wieder
gesundgeschrieben werden, obwohl diese schon seit einem Monat gesundgeschrieben
sind. Die Krankenkassen müssten prüfen, ob ihre Dokumentationsvorgänge
vielleicht nicht mehr auf dem neuesten technischen Stand sind. Vielleicht
haben sie die Jahr-2000-Umstellung nicht verkraftet. Manchmal habe
ich diesen Eindruck.
Wir wissen ganz genau, dass bei den Disease-Management-Programmen
das Problem der Finanzierung existiert. Auch hierzu ein Beispiel aus
der Praxis. Zum einen werden immer wieder unnütze Daten erhoben. Frau
Vizepräsidentin Auerswald hat bereits die Raucherentwöhnung bei Nichtrauchern
erwähnt. Auf der anderen Seite ist es so, dass die Bundesknappschaft
in Sachsen an alle Patienten, ob sie Diabetiker sind oder nicht, Kärtchen
verschickt hat mit Glückwünschen, dass sie nun in das Programm aufgenommen
sind. Es wurde auf gewisse Vergünstigungen hingewiesen. Das schürt
natürlich auch das Misstrauen gegenüber uns Ärzten. Die Patienten
haben vielfach gefragt: Haben Sie mir die Diagnose nicht genannt?
Bin ich vielleicht doch zuckerkrank? Kann man das nicht noch einmal
überprüfen?
Wir in Sachsen behandeln als Hausärzte mittlerweile
im Schnitt 60 bis 100 Patienten pro Tag. Solche Vorgänge wie die geschilderten
behindern uns in unserer Arbeit.
Bei den Chronikerbögen
hält sich in Sachsen die Barmer Ersatzkasse
überhaupt nicht an die Musterregelung, sondern sie schickt immer noch
zwei bis drei Zettel, die auszufüllen sind. So sehr, wie mich diese
Bögen in meiner Arbeit behindern, so sehr freue ich mich über jeden
Zettel, den ich ausgefüllt habe, denn er schädigt Frau Schmidt in
ihrem Sparwahn.
Danke schön.
(Beifall)
Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer
und des Deutschen Ärztetages:
Schönen Dank, Herr Bodendieck. – Der nächste Redner ist Herr Zimmermann aus Niedersachsen.
Bitte schön. |