TOP I: Gesundheits-, Sozial- und ärztliche Berufspolitik

1. Tag: Dienstag, 3. Mai 2005, nur Nachmittagssitzung

Dr. Thomas, Westfalen-Lippe:
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es war eine Erlösung, Herrn Hoppe zu hören, nachdem die Ministerin gesprochen hatte. Da kann ich mich Herrn Crusius nur anschließen. Es war für diesen Deutschen Ärztetag gut, dass nicht nur die Ministerin gesprochen hat.

Aber deshalb habe ich mich gar nicht zu Wort gemeldet. Wir haben eingangs des Ärztetages die Not und die Probleme der Kolleginnen und Kollegen in der Klinik demonstriert bekommen. Ich bitte den Deutschen Ärztetag, sich mit diesen Aktionen der Kolleginnen und Kollegen hier in Berlin und an anderen Orten solidarisch zu erklären. Wenn Sie wollen, werde ich einen solchen Antrag noch formulieren, damit er schriftlich vorliegt und Sie darüber abstimmen können.

(Beifall)

Herr Präsident, ich habe allerdings im Zusammenhang mit der Subventionierung des deutschen Gesundheitswesens Folgendes vermisst. Auch die niedergelassenen Ärzte subventionieren das deutsche Gesundheitswesen in hohem Maße. Das kann man zwar nicht in Zahlen umrechnen, aber es steht fest, dass etwa ein Drittel der Umsätze auf Leistungspunkte entfallen, die nicht bezahlt werden. Hier wird das deutsche Gesundheitswesen neben den Kollegen, die in den Krankenhäusern unentgeltlich Überstunden machen, subventioniert.

Wenn das entfällt, wird das deutsche Gesundheitswesen allein mit den zur Verfügung gestellten Finanzmitteln nicht finanzierbar sein.

Sie haben gesagt: Es wird Zeit, dass auch die niedergelassenen Ärzte demonstrieren. Ich habe das alles hinter mir, Herr Präsident. Als die ersten Ansätze eines Übergangsgesetzes der wieder gewählten Regierung sichtbar wurden, so auch die Einführung der Praxisgebühr, habe ich versucht, innerhalb eines begrenzten Raumes unter Aufrechterhaltung der Notfallversorgung die Praxen einen halben Tag lang geschlossen zu halten. Das war schwierig genug. 50 Prozent der Kolleginnen und Kollegen in Westfalen haben hier mitgemacht, aber es waren eben nur 50 Prozent der Kolleginnen und Kollegen. Bei uns gibt es eine Reihe von Offizieren und einige Generäle, aber es fehlt uns einfach an Mannschaften. Die Individualität der ärztlichen Kolleginnen und Kollegen ist so groß, hier gibt es bestimmte Freiheitsgrade, sodass man die Kolleginnen und Kollegen nicht ohne weiteres in eine gewerkschaftliche Richtung oder in einen solchen Proteststurm bringen kann. Vielleicht bedarf es auch noch ein bisschen Zeit, bis jeder erkennt, dass ein Gesundheitswesen unter diesen Umständen von den Ärzten nicht ertragen wird, wie es auch unser Präsident angedeutet hat.

Danke.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe:
Herr Thomas, vielen Dank für diese Ergänzung. Das ist natürlich völlig richtig. Wir registrieren das und vergessen es auch nicht.

Der nächste Redner ist Herr Schüller aus Nordrhein.

 

© 2005, Bundesärztekammer.