Dr. Thomas, Westfalen-Lippe: Herr Präsident!
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es war eine Erlösung, Herrn Hoppe zu hören,
nachdem die Ministerin gesprochen hatte. Da kann ich mich Herrn Crusius nur
anschließen. Es war für diesen Deutschen Ärztetag gut, dass nicht nur die
Ministerin gesprochen hat.
Aber deshalb habe ich mich gar nicht zu Wort gemeldet. Wir
haben eingangs des Ärztetages die Not und die Probleme der Kolleginnen und
Kollegen in der Klinik demonstriert bekommen. Ich bitte den Deutschen Ärztetag,
sich mit diesen Aktionen der Kolleginnen und Kollegen hier in Berlin und an
anderen Orten solidarisch zu erklären. Wenn Sie wollen, werde ich einen solchen
Antrag noch formulieren, damit er schriftlich vorliegt und Sie darüber
abstimmen können.
(Beifall)
Herr Präsident, ich habe allerdings im Zusammenhang mit der
Subventionierung des deutschen Gesundheitswesens Folgendes vermisst. Auch die niedergelassenen
Ärzte subventionieren das deutsche Gesundheitswesen in hohem Maße. Das kann man
zwar nicht in Zahlen umrechnen, aber es steht fest, dass etwa ein Drittel der
Umsätze auf Leistungspunkte entfallen, die nicht bezahlt werden. Hier wird das
deutsche Gesundheitswesen neben den Kollegen, die in den Krankenhäusern
unentgeltlich Überstunden machen, subventioniert.
Wenn das entfällt, wird das deutsche Gesundheitswesen allein
mit den zur Verfügung gestellten Finanzmitteln nicht finanzierbar sein.
Sie haben gesagt: Es wird Zeit, dass auch die niedergelassenen
Ärzte demonstrieren. Ich habe das alles hinter mir, Herr Präsident. Als die
ersten Ansätze eines Übergangsgesetzes der wieder gewählten Regierung sichtbar
wurden, so auch die Einführung der Praxisgebühr, habe ich versucht, innerhalb
eines begrenzten Raumes unter Aufrechterhaltung der Notfallversorgung die
Praxen einen halben Tag lang geschlossen zu halten. Das war schwierig genug.
50 Prozent der Kolleginnen und Kollegen in Westfalen haben hier mitgemacht,
aber es waren eben nur 50 Prozent der Kolleginnen und Kollegen. Bei uns gibt es
eine Reihe von Offizieren und einige Generäle, aber es fehlt uns einfach an
Mannschaften. Die Individualität der ärztlichen Kolleginnen und Kollegen ist so
groß, hier gibt es bestimmte Freiheitsgrade, sodass man die Kolleginnen und
Kollegen nicht ohne weiteres in eine gewerkschaftliche Richtung oder in einen
solchen Proteststurm bringen kann. Vielleicht bedarf es auch noch ein bisschen
Zeit, bis jeder erkennt, dass ein Gesundheitswesen unter diesen Umständen von
den Ärzten nicht ertragen wird, wie es auch unser Präsident angedeutet hat.
Danke.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Herr Thomas,
vielen Dank für diese Ergänzung. Das ist natürlich völlig richtig. Wir
registrieren das und vergessen es auch nicht.
Der nächste Redner ist Herr Schüller aus Nordrhein.
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