Bodendieck, Sachsen: Sehr geehrter Herr
Präsident! Sehr geehrtes Auditorium! Ich will einleitend sagen, dass ich mit
Herrn Lindhorst und mit Herrn Windhorst in der sterndeuterischen Analyse der
Aussagen von Frau Schmidt nicht ganz übereinstimme. Ich glaube nicht, dass Frau
Schmidt erkannt hat, was hier los ist.
(Vereinzelt Beifall)
Ich glaube auch nicht, dass Frau Schmidt Ihre über Jahre
hinweg dezidierten Ausführungen, Herr Professor Hoppe, verstanden hat.
Ich glaube nicht, dass sich die Mitglieder der Bundesregierung
– nicht nur Frau Schmidt – darüber im Klaren sind, wen sie hier eigentlich
beschimpfen. Wir sind Leistungsträger. Den Begriff „Leistungserbringer“ hasse
ich genauso wie den Begriff „Dienstleister“. Wir sind ein freier Beruf. Ich
habe einen entsprechenden Antrag gestellt, der aber noch nicht umgedruckt ist,
weil wir ihn zunächst unter dem Tagesordnungspunkt „Tätigkeitsbericht“
eingeordnet hatten. Er wird aber gleich vorliegen.
Ich will nur darauf hinweisen, dass im Gesundheitswesen dieser
Republik immerhin 4,2 Millionen Menschen beschäftigt sind. Das ist ein Riesenbatzen.
Das ist zwar ein Anstieg gegenüber 1997, als es noch 4,1 Millionen Menschen
waren, aber immerhin haben wir eine Verschiebung von damals 31 Prozent
Teilzeitbeschäftigten auf jetzt 37 Prozent Teilzeitbeschäftigte zu verzeichnen.
Wie es den Teilzeitbeschäftigten geht, die eventuell in die Arbeitslosigkeit
gehen müssen, weil unsere Praxen Pleite gehen, wissen wir alle aus eigener Erfahrung.
Diejenigen, die schon länger dabei sind, wissen, dass ich niedergelassener
Allgemeinarzt bin. Das bin ich auch gern. Wir wissen aus der eigenen Praxis,
wie es denjenigen geht, die auf Hartz IV angewiesen sind.
Ich will die Frage stellen: Wer sind wir eigentlich? Wir
verabschieden Entschließungsanträge, wir beschreien die Ethik unseres Berufs,
vergessen dabei aber, dass wir auch Menschen sind, die eine besondere Aufgabe
in dieser Gesellschaft wahrnehmen. Früher hatten in einem Dorf drei Personen
das Sagen: der Pastor, der Lehrer und der Doktor. Pastoren und Lehrer sind fast
nivelliert worden. Bei den Pädagogen hat es die Regierung schon längst
geschafft, sie weit unterhalb der Gürtellinie zu treffen und in ihrem Ansehen
bei der Bevölkerung weit zu nivellieren.
Bei uns Ärzten – wenn ich „Ärzte“ sage, meine ich natürlich
immer „Ärztinnen und Ärzte“ – ist dies der Politik noch nicht so ganz gelungen.
Beschimpfungen und Skandalisierungen, die auf uns Ärzte niederprasseln, haben
ihre Ursache in dem Neid hinsichtlich unserer Position, unserer Gunst, die wir
in der Bevölkerung genießen.
Wir sollten uns dessen bewusst sein. Dann haben wir es auch
einfacher, den jungen Kolleginnen und Kollegen, die jetzt ihr Studium beenden
und in andere Berufszweige abdriften, unseren Beruf schmackhaft zu machen. Es
ist ein schöner Beruf, aber dieser schöne Beruf ist von schlechten Bedingungen umgeben.
Das ist der Knackpunkt, warum die jungen Leute diesen Beruf nicht ergreifen
wollen.
Ich bitte Sie, meinen Antrag, dessen Nummer ich noch nicht
kenne, zu unterstützen. Ich danke für Ihr Verständnis.
(Vereinzelt Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen
Dank. Es wird der Antrag I-7 sein. Der nächste Redner ist Herr Ikonomidis aus
Bayern.
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