Dr. Ikonomidis, Bayern: Herr Präsident! Liebe
Kolleginnen und Kollegen! Wir befinden uns in einer schlimmeren Situation als
derjenigen, die durch die bisherigen Beiträge zu verdeutlichen versucht wurde.
Wir haben es hier mit einem Zustand zu tun, der jede Ethik, welcher wir uns als
Berufsstand seit Jahrhunderten verschrieben haben, beiseite schiebt. Ich möchte
das jetzt erläutern.
Ich habe den Antrag von Herrn Kollegen Munte mit
unterschrieben, dass die DMPs vom Risikostrukturausgleich entkoppelt werden.
Das ist aber nicht ausreichend. Die ARD hat in ihrer „Monitor“-Sendung am 17.
März dieses Jahres enthüllt, dass Tausende und Abertausende nicht anonymisierte
Datensätze aus diesen Programmen via Internet zur Aufbereitung nach Vietnam
transferiert worden sind. Von dort sind sie auf dem internationalen Markt an
kapitalstarke Kreise verkauft worden, die ihren Profit aus der Aufarbeitung ziehen
wollen.
Was hat unsere Bundesregierung – sprich: die zuständige
Bundesministerin – gemacht? Sie ist ein paar Tage später in den Deutschen
Bundestag gegangen und hat den einschlägigen Paragraphen im Sozialgesetzbuch V,
nämlich § 137, um einen neuen Abs. 6 ergänzt, mit dem sie die
Straffreiheit solcher kriminellen Vorkommnisse praktisch rückwirkend herstellen
wollte.
Das heißt mit anderen Worten: Für uns Ärzte hat man hier etwas
Schlimmeres als ein Tierexperiment gemacht, womit unsere Ethikkommission ja seit
vielen Jahren beschäftigt ist, nämlich ein Tierexperiment von unermesslicher
moralischer Größe. Sie hat uns gegenüber unseren Patienten irreparabel
exponiert. Das nimmt kein Ende.
Deswegen würde ich weitergehen als der Antrag von Herrn
Kollegen Munte. Ich würde sagen: Solange nicht sichergestellt werden kann, dass
der Datenschutz laut Datenschutzgesetz gewährleistet ist, sind keine DMPs mehr
zu machen.
Danke sehr.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen
Dank, Herr Ikonomidis. Als nächster Redner Herr Kollege Thierse aus Berlin.
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