Dr. Mitrenga, Nordrhein: Herr Präsident! Meine
sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte
aufgreifen, was Herr Scholz vorhin angesprochen hat. Er hat die Leitenden Ärzte
angesprochen. Er sagte, alles, was in den Krankenhäusern passiert, geschieht
nicht ohne deren, ich sage jetzt nicht: Einverständnis, aber sie dürfen nicht
so oft weggucken. Ich glaube, es sollte von diesem Ärztetag auch ein Appell an
die Leitenden Ärzte – und zwar sowohl in den Krankenhäusern als auch in den
Universitätskliniken – ausgehen, dass sie nicht unbeteiligt bleiben dürfen.
(Beifall)
Es reicht für die Kolleginnen und Kollegen, die ausgebeutet
oder zumindest ausgenutzt werden, nicht aus, dass man sagt: Wir sind im selben
Boot. Ich will mir das Bonmot versagen, das Bild zu gebrauchen: Die einen
rudern und die anderen werden gerudert. So ist es bei den Chefärzten bestimmt
nicht.
Woher die Gründe für ihre Angst und ihr Nichteintreten für
das, was dort passiert, rührt, muss man erklären. Ich appelliere ausdrücklich
auch an den Chefarztverband. Natürlich wird der Verband am besten wissen, was
er tun soll. Auch mein Verband betreibt Rechtsberatung.
Auch ich bin ein Leitender Arzt. Deswegen ist das gar keine so
gute Geschichte; ich weiß auch, wovon ich rede. Man kann viel mehr tun, indem
man eben nicht nur sagt: Die Überstunden, die Sie gemacht haben, möchte ich
lieber nicht abzeichnen. Ich sage: Ein Leitender Arzt, der weiß, dass diese
Mehrarbeit anfällt, und sie abarbeiten lässt, sich dann aber der Unterschrift
zur Dokumentation, damit die Überstunden bezahlt werden, entzieht, handelt, wie
ich meine, nicht nur unkollegial, sondern verstößt unablässig gegen die
Berufsordnung.
(Beifall)
Dass keine leistungsgerechte Bezahlung stattfindet, und zwar
nicht nur im Krankenhaus, sondern auch außerhalb – aber ich fokussiere mich
jetzt auf das Krankenhaus –, wissen die Leitenden Ärzte auch. Unsere jungen
Kolleginnen und Kollegen brauchen einen Beweis dafür, dass der Wert ärztlicher
Arbeit wieder erkannt wird. Das Entgelt muss dementsprechend sein. Almosen
nützen nichts.
Ich appelliere auch nicht nur an die Verstärkung der
Mitarbeiterbeteiligung; das wird der eine oder andere Chef noch tun. Ich möchte
aufgreifen, was die Ministerin heute Morgen gesagt hat – sie hat es vielleicht
nicht ganz verstanden –, nämlich: Geh doch! Sie meinte: nach Thüringen. Sie hat
aber nie mitbekommen, dass die 5 000, 6 000 Kollegen, die gegangen
sind, nicht nach Thüringen gegangen sind – dort fehlen sie ja gerade –, sondern
nach Dänemark, nach Norwegen, in die Schweiz und nach Großbritannien.
Von unseren Leitenden Ärzten wünsche ich mir, dass sie sagen:
Geh doch, wehre dich, ich bin an deiner Seite, dir wird nichts passieren.
(Beifall)
Ihnen selber passiert nicht so viel. Aber im Kopf sollte etwas
passieren.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen
Dank, Dieter Mitrenga. Das Wort hat jetzt Frau Kollegin Rothe-Kirchberger aus
Baden-Württemberg.
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